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Alleinerzieherinnen haben oft besonders große Mühe, Arbeit und Betreuungspflichten zu vereinbaren.

Foto: APA/dpa/Rainer Jensen

Wien - Einen umfassenden nationalen Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen forderten am Montag Frauenrechts-Expertinnen im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Dieser Plan solle laut Ansicht der Expertinnen weit über den von Frauenministerin Heinisch-Hosek vorgesehen Rahmen hinaus gehen. "Ein nationaler Aktionsplan zur Gleichstellung in Österreich muss alle Bereiche der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW) umfassen und darf nicht auf den Bereich Beschäftigung beschränkt bleiben," formulierte es die Juristin und CEDAW-Expertin Karin Tertinegg.

Armutsfalle Teilzeitbeschäftigung

"Ein selbstbestimmtes Leben hängt auch vom Einkommen ab", sagte Sybille Pirklbauer von der Arbeiterkammer Wien. Frauen würden aber immer noch um 40 Prozent weniger verdienen als Männer, so Pirklbauer. Eine Armutsfalle für Frauen sei vor allem die Teilzeitbeschäftigung, denn diese sei generell schlecht bezahlt. Derzeit würden 46 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeiten. Ein schlecht bezahlter Job habe auch Auswirkungen auf die Alterspension - diese sei bei Frauen durchschnittlich halb so hoch wie bei Männern.

Benachteiligung von Alleinerziehenden

Besonders Alleinerzieherinnen werden laut Elisabeth Wöran von der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende nach wie vor diskriminiert. Diese hätten aufgrund der hohen Kosten erschwerten Zugang zu Wohnen, weiters sei es wegen der Betreuungspflichten schwierig, Arbeit zu finden. Außerdem gehören Alleinerzieherinnen Wöran zufolge zu jener Gruppe, die am stärksten von Armut betroffen ist. Wöran ortet diesbezüglich in einigen Gesetzen Lücken: "Wir fordern deshalb die Prüfung aller Gesetze auf ihre Auswirkung auf das Zusammenleben von Familien in verschiedenen Formen."

Ausbildung von Migrantinnen nicht anerkannt

Auch Migrantinnen hätten es in Österreich aus ökonomischer Sicht schwer, meinte Angela Ivezic von der Beratungsstelle für Migranten und Migrantinnen. So gebe es etwa viele Frauen mit guter Ausbildung, die jedoch in Österreich nicht anerkannt werde. Deshalb seien viele gezwungen, in Niedriglohnbranchen zu arbeiten. Hinzu komme die Abhängigkeit vom Ehemann: Bei einer Familienzusammenführung sei die Ehefrau fünf Jahre an den Ehemann gebunden, weshalb viele Migrantinnen eine hohe Hemmschwelle hätten, bei Gewalterfahrungen die Polizei zu rufen, weil sie den Verlust des Aufenthaltstitels fürchten, erklärte Ivezic.

Über das Ausmaß an Gewalt in Österreichs Familien gibt eine Studie der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie im Jahr 2008 Auskunft. Danach hatte die Wiener Polizei in diesem Jahr rund 4.000 Mal mit Gewalt in der Familie zu tun - über 90 Prozent der Opfer seien dabei weiblich gewesen, berichtete Rosa Logar von der Interventionsstelle. Österreich habe zwar auf Gesetzesebene einige Verbesserungen durchgesetzt, es gebe aber noch große Probleme bei der Umsetzung, so Logar.

Internationales Engagement gefordert

Die UN-Frauenrechtskonvention verpflichte Österreich aber auch, die Gleichstellung der Frauen international voranzutreiben, betonte Kathrin Pelzer von der Organisation "Frauensolidarität". Freihandelsabkommen der EU mit Entwicklungsländern würden beispielsweise viele Frauen in die Armut treiben, da ihnen durch exportorientierte Produktion lediglich Billiglöhne bezahlt würden. Die Regierung müsse deshalb dafür sorgen, dass auch in der Handelspolitik der EU die Gleichberechtigung umgesetzt werde, so Pelzer. (APA)