Prag - Der Chef der tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek, sorgt mit seinen Aussagen über Frauen in der Medizin für Empörung. Kubek hatte nach Angaben der tschechischen Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" (Montag-Ausgabe) erklärt, dass Frauen schlechtere Ärzte seien als die Männer. Auf einer Sitzung des Gesundheitsausschusses des Abgeordnetenhauses hatte Kubek auch gesagt, die Feminisierung sei die "zweitwichtigste Ursache der Krise des tschechischen Gesundheitswesens", gleich nach der Alterung der ÄrztInnen und ihres Abgangs in die Pension.

"Weniger Erfahrung" als männliche Kollegen

"Angesichts ihrer Pflichten in der Familie ist die Arbeitsbelastung der Frauen selbstverständlich größer als die der Männer", sagte Kubek vor den Abgeordneten. Deswegen machten Ärztinnen weniger Dienste und hätten daher weniger Erfahrung, fügte er hinzu. Als Problem sah Kubek an, dass der Anteil der Frauen unter den ÄrztInnen in Tschechien zwischen 2002 und 2007 um einen Prozentpunkt gestiegen ist, von 51,8 auf 52,7 Prozent.

"Keine Begünstigungen" bei Diensten

Seine Aussagen riefen den Protest der weiblichen Mitglieder des Gesundheitsausschusses hervor, von denen es mehrere Ärztinnen gibt. "Ich bin keine schlechtere Ärztin, nur weil ich Frau und Mutter bin. Der Herr Präsident (der Ärztekammer) hat das sehr übertrieben", meinte die Abgeordnete der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), Dagmar Molendova. Sie arbeite seit 26 Jahren als Ärztin und habe nie irgendwelche Begünstigungen bei den Diensten erhalten. Ihre kommunistische (KSCM) Kollegin Sona Markova fügte hinzu, Herr Kubek habe sie "sehr aufgeregt".

Pafko: Chirurgie für Frauen "weniger geeignet"

Eine zum Teil andere Meinung äußerte der renommierte tschechische Chirurg Pavel Pafko, der 1996 den damaligen Staatspräsidenten Vaclav Havel wegen Lungenkrebs operiert hatte. Seiner Meinung nach sei die Chirurgie für die Frauen "weniger geeignet", weil sie sich ihrer Profession und der Weiterbildung "gesetzmäßig weniger widmen" als die Männer. Die Natur habe entschieden, dass die Frauen "einfach für etwas anderes angepasst sind als die Männer", so Pafko.

"Das kann nur ein Wahnsinniger sagen"

Demgegenüber lehnte der Soziologe Jaroslav Sykora jegliche Infragestellung der Frauen als Ärztinnen eindeutig ab. "Das kann nur ein Wahnsinniger sagen", meinte er. Ob jemand für etwas geeignet oder weniger geeignet sei, hänge von dem Typ der Persönlichkeit, der Ausbildung und der Motivation ab. Die Familie sei für die Frauen kein Handicap, sondern eine weitere Herausforderung, so Sykora. (APA)