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Die Weichenstellung der ÖBB in Richtung Deutsche Bahn bringt heftige Diskussionen in Österreich mit sich.

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Wien - Im ÖBB-Konzern wächst die Unruhe. Vor allem in den üppig besetzten Chefetagen, derer es seit der ÖBB-Reform im Jahr 2004 zahlreiche gibt. Unbehagen erzeugt vor allem der Kurs der ÖBB Richtung Deutsche Bahn (DB) - und das doppelgleisig: zum einen durch das vom Aufsichtsrat der Rail Cargo Austria (RCA) am Mittwoch abgesegnete Jointventure Railselect mit der DB-Gütertochter DB Schenker, zum anderen durch eine Personalentscheidung im Personenverkehr, die der ÖBB-Holding-Aufsichtsrat am Mittwoch treffen soll.

Wiewohl formal nicht zuständig, sollen die Holding-Kontrollore rund um Präsident Horst Pöchhacker und seinen Vize, Eduard Saxinger, den DB-Manager Andreas Moschinski-Wald zum Finanzchef der ÖBB-Personenverkehr-AG küren (der Standard berichtete exklusiv).

Letzteres sorgt für Hochspannung, weil mit dem in ÖVP-Kreisen favorisierten Moschinski-Wald erstmals ein hochrangiger DB-Manager zur ÖBB wechseln würde. Gelaufen ist das Rennen für den CDU-Mann und Ex-Bürgermeister von Bad Homburg freilich noch nicht, denn der Leiter der für Nah- und Regionalverkehr zuständigen DB-Regio Baden-Württemberg muss sich gegen Günter Hek von der ÖBB-Holding (Rechnungswesen) durchsetzen.

Railselect als Zankapfel

Kontrovers diskutiert wird auch das vom ÖBB-Güterverkehr RCA favorisierte Projekt Railselect. Im ÖBB-Personenverkehr empfindet man die je zur Hälfte RCA und DB-Schenker gehörende neue Produktionsgesellschaft schlicht als Bedrohung. Mit Railselect werde die ÖBB-Traktion (gehört mit Triebfahrzeugen, Lokführern, Verschub und Waggons je zur Hälfte RCA und Personenverkehr; Anm.) ausgehöhlt, weil 13 Taurus-Loks abgespalten und künftig nur lukrative Containerverkehre zwischen Nordseehäfen und Österreich fahren sollen. Das hebe vielleicht die Laufzeiten der Railselect-Loks, nicht aber jene der bereits mit 60 Mio. Euro in den roten Zahlen herumkurvenden ÖBB-Traktion, heißt es. Die Zeche für die Kostenreduktion im Güterverkehr zahle der Personenverkehr, er muss die Verluste der ÖBB-Traktion - im Gegensatz zur RCA - konsolidieren.

Das lässt RCA-Vorstandssprecher Friedrich Macher nicht gelten: "Railselect schadet niemandem. Wir wollen RCA und Personenverkehr nicht gegeneinander ausspielen, sondern überprüfen, unter welchen Bedingungen eine gemeinsame Produktionsgesellschaft mit DB-Railion sinnvoll ist."

Bestehende Güterströme

Daher würden auch nicht ganze Branchen in Railselect eingebracht, sondern "bestehende Güterströme, die paarig sind und eine gute Auslastung haben." Dabei würden die Vorteile deutlich überwiegen: 230.000 Kilometern Verkehr pro Jahr sollten fünf Millionen Euro an Synergien bei Railselect gegenüberstehen, die RCA und DB-Schenker je zur Hälfte bekommen. "Allfällige Nachteile" beziffert Macher mit "weniger als 100.000 Euro" pro Jahr.

Spannend wir es auch am Montag. Ex-Bahn-Chef Martin Huber und ÖBB treffen einander vor Gericht, wo Huber die Auszahlung seines Konsulentenhonorars von 836.000 Euro eingeklagt hat. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2009)