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Ried-Goalie Gebauer kommt an den Freistoß von Steffen Hofmann nicht heran, das vorangegangene Foul an Maierhofer war eher keines.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Wer 27 Jahre für den ÖFB im Nachwuchsbereich gearbeitet hat, der ist abgehärtet, quasi durch ein Stahlbad gegangen oder auch geschwommen. Den müsste schon ein Bus ziemlich frontal streifen, damit er umkippt und im schlimmsten Fall die Patschen streckt. Paul Gludovatz, der relativ neue Trainer des SV Ried, ist also zu erfahren, um ein hysterisches Rumpelstilzchen zu mimen. Da nippt er lieber an einem Gläschen Rotwein und sagt mit der Gelassenheit eins 62-jährigen Weisen, der den schwerfälligen ÖFB ohne Langzeitschäden hinter sich gelassen hat: "War eh ganz toll. Famoses Fußballspiel fürs Publikum, großartige Stimmung, 16.200 Zuschauer, das ist Sankt Hanappi pur." Ried hat am Samstagabend gegen Rapid 0:1 verloren, "na und". Ried wurden zwei glasklare Elfer vorenthalten, "na und".

Der von Emotionen heimgesuchte Kapitän Herwig Drechsel hat in dritter Erregung von "Betrug" gesprochen und davon, dass man als kleiner Innviertler im großkopferten Wien nicht anderes zu erwarten habe. Gludovatz sagte: "Das Wort Betrug würde ich nie in den Mund nehmen. Es ist doch schön, dass es die Kleinen und die Großen gibt, was wäre der Fußball ohne diesen Unterschied. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass wir keine Torchancen rausgespielt haben. Nach 20 Minuten hätte es auch 4:0 für Rapid stehen können."

Schiedsrichter Louis Hofmann, ja nicht zu verwechseln mit Rapids Steffen Hofmann, der in der sechsten Minute per Freistoß das einzige Tor erzielt hatte, musste sich möglichst emotionslos die strittigen Szenen im Fernsehen anschauen. Ja, er hat sich geniert. Den Vorfall in der 78. Minute, als Erwin Hoffer den Rieder Oliver Glasner im Strafraum gegen den Fuß getreten hat (Stürmer sollten sich eher im generischen Sechzehner aufhalten), den hat Hofmann, der Louis, weggesteckt. "Ich könnte es noch hundertmal anschauen. Aber vermutlich war ein Kontakt da." Die nach Siegen besonders kontaktfreudigen Rapidler haben den Zusammenstoß bestätigt.

Das Piepsen

Die Bilder aus der 83. Minute sind für Louis Hofmann furchtbar gewesen. Der übermütige Christopher Drazan hat Anel Hadzic niedergesäbelt, der Schiri sofort auf den Elfmeterpunkt gezeigt, er hat schneller als der Schall gepfiffen. "Und dann hörte ich ein Piepsen in meinem Ohr." Das Geräusch hatte Assistent Markus Mayr geschickt. "Ich bin zu ihm gelaufen. Er hat mir zweimal versichert, dass das Foul nicht im Strafraum war. Obwohl er den weit schlechteren Blickwinkel hatte, habe ich ihm geglaubt und meine Entscheidung zurückgenommen." Wahr war: Das Foul hatte sich nahezu im Zentrum des Strafraums zugetragen. Louis Hofmann: "Entschuldigung, tut mir Leid." Mayr: "Ich bin zerknirscht."

Hofmann ist übrigens Salzburger, Mayr Niederösterreicher, das mit der Wiener Mafia passte nicht ganz. Zumal der Salzburger die Rapidler Drazan und Christian Thonhofer im Finish regelkonform ausgeschlossen hat.

Der andere Hofmann erfreute sich an den drei Punkten, die Verunsicherung nach 20 Minuten habe ihn schon irritiert. "Aber der Blick auf die Tabelle entschädigt." Trainer Peter Pacult witzelte mit Gludovatz, die beiden mögen sich, vielleicht auch deshalb, weil der Job bei Rapid ebenfalls zur persönlichen Abhärtung beiträgt. Gludovatz sagte noch, dass er den neuen ÖFB-Präsident Leo Windtner in Freundschaft verbunden sei. "Der hält Wort, der kippt nicht um." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 2. März 2009)

 

SK Rapid Wien - SV Josko Ried 1:0 (1:0). Hanappi-Stadion, 16.200, SR Louis Hofmann

Tor: 1:0 (6.) Hofmann (Freistoß)

Rapid: Payer - Dober, H. Eder, Patocka, Thonhofer - Hofmann, Heikkinen, Pehlivan, Boskovic (58. Drazan) - Maierhofer, Jelavic (72. Hoffer/86. Harding)

Ried: Gebauer - Stocklasa, Glasner, Burgstaller - Brenner (26. Hadzic), Mader, Kujabi (89. Bammer) - Lexa, Drechsel, Nacho - Salihi (62. Yeray Ortega)

Gelb-Rote Karten: Thonhofer (81.), Drazan (84.)

Gelbe Karten: Pehlivan bzw. Glasner, Mader, Kujabi, Lexa, Drechsel