Die Piktogramme sind fast nur von außen zu erkennen

DER STANDARD/Roman David-Freihsl

Der Rathausmann auf dem Wiener Rathaus sei zu einseitig, befanden diese Woche die Wiener Grünen - und schlugen vor, als Gegenstück eine Rathausfrau zu kreieren: Für den Wiener VP-Geschäftsführer Norbert Walter ein "unnötiger und inszenierter Geschlechterkampf".

Dass derartige Themen ganz besonders emotionalisieren, ist nicht neu. Auch als im Dezember 2006 die neuen "geschlechtssensiblen" Öffi-Piktogramme von der damaligen Frauenstadträtin Sonja Wehsely präsentiert wurden, sorgte das für mächtige Aufregung in der Stadt. Ein Mann mit Kind, der per Bildsprache um einen Sitzplatz bittet? Prompt lief damals die FPÖ gegen die "Geldvernichtungsaktion" Sturm. Was insofern recht originell war, weil die neuen Piktogramme nicht mehr Geld kosten, da sie nur bei Bedarf aufgepickt werden. Und ob man eine Frau oder einen Mann auf ein Pickerl druckt, ist eher kostenneutral.

Doch ab wann wird dieses Thema zu einer fundamentalen Frage? Offenbar erst, wenn es aktiv angesprochen wird. Dass auch die ÖBB in ihren Schnellbahnen geschlechtsneutrale Piktogramme haben, ist wohl nur den wenigsten aufgefallen. Auch auf diesen Pickerln sitzt ein Mensch mit Kind. Verglichen mit den Wiener Linien-Piktogrammen, auf denen es einmal eindeutig eine Frau und ein andermal ein Mann ist, erkennt man auf den abstrahierten S-Bahn-Klebern aber nicht, ob Männlein oder Weiblein.

Aber vielleicht sind die ÖBB-Piktogramme auch nur aus einem anderen, ganz simplen Grund noch nicht thematisiert worden - weil sie auf den Scheiben außen aufgeklebt wurden. Die Folge: Die Aufkleber funktionieren nur, wenn man vom Bahnsteig aus drauf schaut. Drinnen - wenn's um's Eingemachte, also um den Sitzplatz geht - erkennt man das, was auf den Pickerln abgebildet ist, nur wenn es dahinter richtig hell ist. Ist es draußen Nacht oder der Zug im Tunnel, schaut's finster aus mit dem Sitzplatz-Überlassen. Für Männer wie Frauen. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 28.2./1.3.2009)