Wien - In den vergangenen Tagen haben zwei Bankinstitute die von ihnen geplanten Emissionen von staatlich garantierten Bankanleihen abgesagt bzw. verschoben, weil sie den "Preis", den sie haben wollten, nicht bekommen hätten, bestätigte der Hauptabteilungsleiter der Bankenaufsicht in der OeNB, Philip Reading, am Freitag am Rande des "Vienna Economic Forum" (VEF). Laut Finanzministerium und der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA) hat es bisher keine offiziellen Absagen von Emissionen gegeben.

"Es kann aber durchaus sein, dass Banken von sich aus kleine Änderungen bei ihren Emissionsplänen vorgenommen haben", so ÖBFA-Geschäftsführerin Martha Oberndorfer zur APA. Sie sehe derzeit keine besorgniserregende Entwicklung, ein deutliches Beispiel dafür sei die aktuell "höchst erfolgreich" im Markt befindliche dreijährige 700 Mio. Euro schwer Anleihe der Kommunalkredit, wo die Nachfrage das angebotenen Volumen bereits deutlich überschreite habe.

Für die derzeit "irrationale" Bepreisung österreichische Emissionen macht Oberndorfer die "schlechte Presse" verantwortlich, die Österreich derzeit erhält. Viele Risiken würden überbewertet, internationale Analysten sollten sich die Fakten genauer ansehen, rät Oberndorfer.

Laut Reading waren in diesen Tage zwei Emissionen von Bankanleihen vorgesehen. Um welche Institute es sich dabei gehandelt habe, wollte er nicht sagen. Bei den abgesagten Emissionen könnte es sich dem Vernehmen nach um eine der Kärntner Hypo Alpe Adria-Group und der Kommunalkredit gehandelt haben. Die Erste Group hat dies heute für sich dementiert. Die Emissionen dürften jetzt bis Ende März nachgeholt werden, wenn sich ein besseres "Zeitfenster" auftut, so Reading.

Vertrauenswürdigkeit verschlechtert

Die Vertrauenswürdigkeit der Alpenrepublik hat sich im Zuge der Ausweitung der Finanzkrise auf Osteuropa in den letzten Monaten in den Augen internationaler Investoren und Ratingagenturen binnen Jahresfrist stark verschlechtert. Der sogenannte "Spread", der Rendite-Abstand von den als Messlatte geltenden zehnjährigen deutschen Staatsanleihen, beläuft sich für Österreich derzeit auf über 100 Basispunkte. Das heißt, Investoren bekommen für ihr Anlagegeld um mehr als einen Prozentpunkte mehr Rendite als bei Deutschland. Vor einem Jahr hatte das ehemals zum "Block um Deutschland" zählende Österreich nur einen Aufschlag von 10 Basispunkten (0,1 Prozentpunkten) zahlen müssen.

Nicht kommentieren wollte Reading auf Anfrage den gestern von der Industriellenvereinigung (IV) kolportierten Plan der ÖBFA, wonach dem hohen Spread mit einer neuen Emissionsform, nämlich einer Stufenzinsanleihe, entgegengewirkt werden soll.

Auch Reading kritisierte die in jüngster Zeit veröffentlichten kritischen Österreich-Berichte von Ratingagenturen und internationalen Medien. Er betonte in seinen Ausführungen am Forum vor Notenbank, dass es im Gegensatz zur Meinung der Ratingagentur Moody's keine Zeichen für einen Rückzug der heimischen Banken aus Osteuropa gebe. Es handle sich bei den heimischen Banken um "gute, solide und verantwortungsvolle" Institute, die in Osteuropa bleiben und sich dort noch verstärken wollten. Auch im letzten Quartal 2008 habe es noch Wachstumsraten beim Netto-Exposure von 7,7 Prozent gegeben.

Laut Reading sind im Zusammenhang mit dem Bankenhilfspaket derzeit 8 Mrd. Euro an Eigenkapitalzuschüssen angefragt worden. Tatsächlich vergeben seien erst 0,9 Mrd. Euro. In Anspruch genommen hat diese Staatshilfe wie berichtet die zur BayernLB zählende Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA), die dafür jährlich acht Prozent Zinsen bezahlen muss. Erst in der Nacht auf heute hat sich die Erste Group mit der Republik auf die Aufnahme von insgesamt 2,7 Mrd. Euro Kernkapital, von denen bis zu 1,89 Mrd. Euro über PS-Kapital vom Staat kommen werden. 30 Prozent der Gesamtsumme will die Erste Group privat aufbringen. (APA)