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Pierre Bergé bei der Pressekonferenz im Grand Palais

Foto: APA/EPA/YOAN VALAT

Von seinen Eltern sei Pierre Bergé liberal, ja anarchistisch erzogen worden, so liest man in der 2004 erschienen Autobiografie. Dass er gleichzeitig einen sehr autoritären Führungsstil pflegt, mag nur auf den ersten Blick ein Widerspruch sein.

Die meiste Kritik erntete er während seiner Regentschaft der Pariser Opernhäuser (Garnier, Salle Favart und Opéra de la Bastille). Willkürliche Personalentscheidungen, etwa die Absetzung von Daniel Barenboim (1989), prägten die von 1988 bis 1994 dauernde Ära. Bereits die Ernennung war von Spekulationen begleitet - die Wahlkampfunterstützung für François Mitterrand soll ausschlaggebend gewesen sein. Geboren wurde Pierre Vital Georges Bergé am 14. November 1930 in Oléron als Sohn eines Finanzbeamten und einer Montessori-Pädagogin. Sein Berufswunsch - Autor oder Journalist - führte ihn im Alter von 17 Jahren nach Paris. Aus seiner sexuellen Orientierung machte er nie ein Hehl: Man ist homosexuell, so wie man Linkshänder ist, basta!

Knapp acht Jahre war Bernard Buffet an seiner Seite, bis zu jenem denkwürdigen Tag, an dem Pierre dem 22-Jährigen Yves begegnete: Anlass war das Begräbnis von Christian Dior; keine 72 Stunden später verließ Bergé seinen Gefährten, um sein Leben an der Seite des damals noch wenig bekannten Modeschöpfers zu verbringen.

Mit der Entlassung Yves Saint Laurents von Dior begann auch Pierre Bergés Managerkarriere. Unterstützt von einem US-Geldgeber, gründeten sie Yves Saint Laurent Couture, fünf Jahre später das auf Prêt-à-porter-Mode spezialisierte Saint Laurent Rive gauche. Seit 1976 ging man privat getrennte Wege, blieb aber geschäftlich miteinander verbunden - bis zum Tod Saint Laurents 2008.

Damals habe die über fünf Jahrzehnte gemeinsam aufgebaute Kunstsammlung zu existieren aufgehört, erzählt Bergé. Der Verkaufsentschluss fiel bereits vor dem Tod des Partners: aus Altersgründen und Geldmangel, so die Erklärung des Haupterben. Bergé, seit 2002 selbst Inhaber eines Auktionshauses, benötigte dafür einen starken Partner. Die Wahl fiel auf Christie's und damit auf jenes Auktionshaus, das ebenso zum Imperium François Pinaults (Pinault-Printemps-Redoute) gehört wie das Modehaus YSL.

Von den nun eingespielten 374 Millionen Euro sollen eine neu gegründete Aidsstiftung und das YSL-Museum profitieren. Das Ergebnis habe ihn glücklich gemacht - und obendrein einen Picasso beschert: das auf 25 bis 30 Millionen geschätzte Gemälde Instrument de musique. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.2.2009)