Beginnen wir mit den weisen Worten von Audi-Chef Rupert Stadler: "Jammern ist keine Management-Aufgabe." Der Mann hat erstens ja so recht und zweitens leicht reden: Wenn irgendein Premiumhersteller in der Krise noch halbwegs mit einem blauen Auge davonkommt, dann die noble VW-Tochter. Die Ingolstädter haben in den vergangenen Monaten eine derartige Produktoffensive hingelegt, dass sie mit dem Liefern kaum nachkamen. In diesem Tempo geht es weiter. Und so sieht zwar auch Stadler 2009 als "Jahr der großen Herausforderungen", sieht Audi aber auf dem rechten Weg zum weltgrößten Premium-Autobauer und will dabei auch "zeigen, was Produkt- und Markenstärke ausmachen".
Sie sehen im Fall A5 Cabrio so aus: Schön. Edel. Praktisch. Teuer. Mit dem A5 Cabriolet, das den A4-Fetzendachler beerbt, verfügt Audi über eine ansehnliche Flotte offener Autos: TT Roadster und A3 Cabrio wären die anderen zwei (wann bitteschön kommt endlich der R8 Roadster?!). Das großzügigste Platzangebot bietet künftig der offene A5, und wo man normalerweise über Design streiten kann, dann hier aber wirklich nicht.
Man steigt also ein, der breitspurig dastehende Wagen grüßt unhörbar mit "herzlich willkommen" und reicht dezent den Gurt ("Ihre Sicherheit ist uns wichtig"), Gurtbringer heißt der elektronische Kammerdiener, er wurde von Mercedes (CLK) abgeworben. Und als wir uns unauffällig umsehen, merken wir, pardauz, wir sind ja im S5 gelandet. Der nämlich ist das meiste A5 Cabrio. Der erste Eindruck dieser Alle-Wetter-Maschine in blitzblau (Audi nennt die Farbe "Sprintblau Perleffekt"), den wir von der Präsentation in und um Monaco mitnahmen, wäre wohl am besten mit der rhetorischen Frage "Was soll man sagen?" artikuliert.
Denn. Dass dieses Cabrio besonders verwindungssteif werden würde, stand von vornherein fest. Dass er sich auf den Kurven zwischen Monaco und La Turbie wie daheim fühlte, konnte die Erwartungen nur bestätigen. Dass 333 Kompressor-PS genau so klingen müssen: Alles andere wäre herb enttäuschend. Und dass die graue Eminenz aus Tirol, mit der der Standard unterwegs war, auf die neuerdings angebotene, ab Mai optional erhältliche Nackenbewärmung verzichtete, rechnen wir ihm hoch an.
Andreas Hofers wahre Erben sind nun mal keine Weicheier. Warmduscher. Nackenbeheizer. Apropos Heizer. Wer nicht unbedingt so heizen möchte, wie er dies im S5 könnte, wird mit den Motoren im A5 Cabrio auch zufrieden sein. Angeboten werden dort zwei Diesel und drei Benziner, allesamt feine Aggregate. Damit man sich aber umweltmäßig deutlicher zurücknimmt als bisher, greift Audi zu eleganten didaktischen Mitteln. Die Schaltpunktanzeige scheint prominenter im Display auf als bisher, Hinweise informieren, ob's wirklich Sinn macht, etwa die Heckscheibenheizung weiter an zu lassen. Fahrerinformationssystem nennt sich das, Prädikat: sinnvoll.
Sinnvoll natürlich auch die Bremsenergierückgewinnung. Die andere Sparidee ist nicht unbedingt neu, zieht aber auf breiter Front bei Audi ein: Start-Stop-System. Senkt den Verbrauch um rund 0,2 l/100 km, kommt demnächst auch im A3, A4, A5 Coupé, bei der 6-Gang-Schaltung. Angeblich auch noch heuer – da wäre Audi dann flotter als die Konkurrenz -, kommt Start-Stop auch bei Doppelkupplungsgetriebe (S Tronic) und Wandler-Automatik. Sehr brav. Mit dem A5 Cabrio erhebt Audi erneut das Luftprinzip zum Lustprinzip und gratuliert sich quasi selbst zum 100. Geburtstag. Über den 200er wird unsereins übrigens eher nicht mehr live berichten. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/27.2.2009)