Genau diese Reaktion war von der Besitzstandswahrer-Fraktion in der Lehrergewerkschaft zu erwarten: Claudia Schmied solle sich ihre teuren Reformen doch sonst wohin stecken, ließen führende Gewerkschafter der roten Unterrichtsministerin am Mittwoch sinngemäß ausrichten. Dass aufgrund des knappen Ressortbudgets jeder Lehrer künftig zwei Wochenstunden mehr arbeiten soll, wollen sie absolut nicht einsehen. Lieber solle Schmied doch die Neue Mittelschule (die, nebenbei bemerkt, von den Schülern gestürmt wird) einfach wieder vergessen.

Die Maßnahme kam überraschend und wurde den Betroffenen ungeschickt - nämlich via Medien, als Nebengeräusch der Budgetverhandlungen - kommuniziert. Sie passt aber gut zu Schmieds Vorstellungen davon, wie das Lehrerdasein in einen ganz „normalen" Beruf verwandelt werden soll. In einer derart angespannten wirtschaftlichen und budgetären Situation kann auch die Schule keine Insel der jobsorgenfreien Seligen sein; dieser Realität müssen sich die Lehrer stellen, auch wenn selbstredend niemand gern mehr arbeitet für dasselbe Geld.

Schmied tut gut daran, eben nicht bei ihren Reformen einzusparen, denn Bildungspolitik muss langfristig gedacht werden. Wenn sich die Wirtschaft irgendwann erholt, will bestimmt niemand feststellen müssen, dass in Österreichs Schulen absoluter Reformstillstand herrscht - auch wenn dieser Zustand dem Beamtengewerkschafts-Vorsitzenden Fritz Neugebauer und seinen Mitstreitern am liebsten wäre. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2009)