Botschafter Schulte (re.) mit Journalisten beim "Media Run". Eine gute Stunde laufen, dann Gruppenfoto und Frühstück in der Residenz: Pressearbeit auf Amerikanisch.

Foto: Heribert Corn

Wien - Gregory Schulte ist schon am frühen Morgen bester Laune, zu einer für Journalisten eher ungewöhnlichen Zeit. Um Punkt halb acht steht der US-Botschafter bei der UNO in Wien auf der Treppe seiner Residenz im 18. Bezirk und reicht jedem, der eintrifft, strahlend die Hand. Vielleicht lacht er auch, weil er, neben einer Mitarbeiterin, als Einziger weiß, was auf die Gruppe zukommt. Noch vor dem Start korrigiert er die Angaben auf der Einladung: "Wir laufen zwischen elf und zwölf Kilometer" - in einer Mail war noch von zehn die Rede. Eine Kollegin von der Associated Press stöhnt leise auf.

"Media Run" - der Botschafter hat eine Handvoll Journalisten zum Joggen eingeladen. AFP, AP, Reuters, den Standard. Medienarbeit auf Amerikanisch, ein guter Kontakt zur Presse erfordert ungewöhnliche Maßnahmen. Dafür zeigt sich der Mann, der sonst wohlfrisiert im Maßanzug mit ernster Miene vor der Internationalen Atomenergiebehörde die US-Position im Atomstreit mit dem Iran erläutert, auch in Laufschuhen und orange-grauer Jogginggarnitur.

Warum er eine so schweißtreibende Aktivität wählt, erläutert Schulte gleich zu Beginn des Laufs und später noch mehrfach, als die meisten schon außer Atem sind: "Das Erste, was ich gemacht habe, nachdem Präsident Obama mich gebeten hat zu bleiben, war, im Internet den Termin für den Salzburg-Marathon herauszufinden." Der ist am 3. Mai und für Schulte eine offene Rechnung, nachdem er ihn einmal verletzungsbedingt hat absagen müssen, nach 16 Wochen harten Trainings. Eine überraschende Gelegenheit: Bereits Botschafter unter George W. Bush, hatte er damit gerechnet, im Jänner den Posten verlassen zu müssen. Jetzt bleibt er bis Juni.

Die Strecke - für ungeübte Jogger ein Berglauf. Schulte kündigt sie als "hügelig" an. Von der Sternwartestraße über den Türkenschanzpark durch Pötzleinsdorf nach Neustift am Walde, vorbei an der American International School. Irgendwann zeigt der Botschafter in Richtung Sieveringer Kleingärten. "Sie werden mich hassen für diesen Berg." Er hat nicht unrecht. "Wenn nur das Reden nicht wäre", keucht einer, nur halb scherzend. Schulte sieht zu, dass er mit jedem wenigstens einmal plaudert.

Vorbei am Döblinger Friedhof, zurück zur Residenz. Dort warten schon zwei Angestellte, die auf Silbertabletts giftgrün-gelbliche Getränke servieren. Angereichert. Aber mit Elektrolyten. Den skeptischen Blick beantwortet ein US-Kollege jedenfalls fast vorwurfsvoll: "Gatorade. Ist doch klar!" (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2009)