Wien - Das sieht man selten. Eine Aussendung, in der die Wiener Dachverbände (Askö, Asvö, Union) konzertiert auf die Wiener Sportpolitik losgehen, was schon insofern auffällt, als die Wiener Askö-Präsidentin Beate Schasching bis 2008 für die SPÖ im Nationalrat saß und, sagen wir, stets um Konsens bemüht war. Nun zieht sie an einem Strang mit ihren Kollegen Walter Strobl (Askö, ÖVP) und Josef Kopal (Asvö).

Von einem "Sportskandal ersten Ranges" ist die Rede und davon, dass die drei Dachverbände "unmittelbar vor einem finanziellen Kollaps stehen". Auslöser von Aufregung und Aussendung war der mit SP- und FP-Stimmen gefasste Gemeinderatsbeschluss, eine neue Austria-Nachwuchsakademie mit 7,9 Millionen Euro zu fördern. Schasching sieht damit als erwiesen an, dass "bis dato nicht das Geld, sondern der Wille fehlte, den Dachverbänden zu helfen".

Der Sportgroschen

Askö, Asvö und Union versammeln etwa 2000 Wiener Sportvereine und decken nach eigenen Angaben 75 Prozent des Sportangebots ab. Sie teilen sich mit dem Wiener Fußballverband, also durch vier, einen Sonderprojekttopf, in dem 380.000 Euro enthalten sind. Gesetzlich gesichert ist darüber hinaus nur die Förderung aus dem Sportförderungsbeitrag (Sportgroschen), einer zehnprozentigen Abgabe, die jeder Sportverein aus seinen Ticketerlösen abzuliefern hat. Davon erhalten die drei Dachverbände je 12,5 Prozent, der Wiener Fußballverband allein erhält 38 Prozent. Die für den Sport zuständige Vizebürgermeisterin Grete Laska erklärt das damit, dass ein Großteil der Einnahmen ja auch aus dem Fußball komme.

Die Dachverbände wiederum ziehen Miet- und Pachtkosten ab und dividieren durch die Anzahl der Vereine, Resultat ist eine Wiener Sportförderung in Höhe von "weniger als 55 Euro pro Jahr und Verein". Schasching: "Die Telefone laufen heiß. An der Basis herrscht Empörung. Viele Funktionäre regen sich auf, weil das Füllhorn der Stadt über der Austria ausgeschüttet wird und sonst kein Geld zur Verfügung steht."

Dass Gespräche verlangt werden, versteht Laska nicht - man rede ja regelmäßig miteinander. "Aber nicht über die Probleme", sagt Schasching. Ein ewiger Streitpunkt ist die Sportstättensituation. "Es ist vornehmliche Aufgabe der Stadt, in die Infrastruktur zu investieren", sagt Laska. Anlagen würden den Vereinen günstig vermietet. "So kostet ein Wiener Turnsaal viel weniger als ein Bundesturnsaal." Schasching: "Das stimmt für den Wiener Boden. Aber in kleineren Gemeinden zahlen Vereine viel weniger oder keine Miete." Das sei, neben vergleichsweise erbärmlicher Spitzensportförderung, auch Grund dafür, dass Vereine von Wien nach Niederösterreich übersiedelten. Außerdem: "Vergleichbar große europäische Städte haben dreimal so viel Sportfläche wie Wien. Unser Sportstättenkonzept stammt von 1976, wir brauchen dringend ein neues."

Laska ist "verwundert, weil die drei Dachverbände gemeinsam gegen eine einzige Sportart, den Fußball, auftreten". Die Dachverbände verlangen "Gerechtigkeit und Gleichbehandlung". Konsens ist diesmal nicht in Sicht. (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 26.2. 2009)