Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Seit einigen Monaten trennt eine lange Holzwand den einst stark frequentierten Westbahnhof von der Außenwelt ab. Während außerhalb dieser Absperrung das Leben der Wiener seinen normalen Lauf nimmt, wird drinnen im Bahnhof gerade alles entfernt, was nicht niet- und nagelfest ist: Kein Stein bleibt auf dem anderen!

Michael Hierner hat sich für eine Ansichtssache hinter die Absperrungen gewagt.

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Der von den Architekten Robert Hartinger, Sepp Wöhnhart und Franz Xaver Schlarbaum entworfene Westbahnhof wurde 1951 in Betrieb genommen und galt einst als Symbol für den Wiederaufbau nach dem Krieg, derzeit wirkt sein Inneres aber selbst so, als wäre es Schauplatz eines Kampfes. Schon der Blick durch den ehemaligen Haupteingang lässt einiges erahnen ...

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War vor einem Jahr hier noch der ganz normale Bahnhofsalltag zu finden, ...

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... so bestimmen nun Kran, Bagger und Presslufthammer das Geschehen vor Ort.

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Sie kämpfen sich durch das Gelände, um den Bahnhof bis auf die Grundstrukturen zu entkernen und diverse Plattformen, Böden und Mauern zu entfernen. Platz wird damit für einen kompletten Neubeginn geschaffen, der im Rahmen der ÖBB-Bahnhofs-Offensive frischen Wind in das inzwischen 57 Jahre alte Gemäuer bringen soll.

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Dazu wird das Gebäude wieder in den optisch ursprünglichen Zustand versetzt und um ein Shoppingcenter, ein Hotel und einen Bürokomplex erweitert. Um auf die insgesamt etwa 40.000 m² Geschäftsflächen zu kommen, wird unter dem Westbahnhof eine komplett neue Ebene eingezogen, die auch die neuen Gebäude links und rechts der Haupthalle miteinander verbindet.

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Noch sieht man aber von der Ebene unter dem Westbahnhof nichts. Erde bedeckt den Boden des Bahnhofs der bis auf einen Kabelschacht nicht unterkellert war. Jene, die sich noch an die Zeit vor der Umgestaltung im Zuge des U-Bahn-Baues erinnern können, werden Abgänge zur unterirdischen Stadtbahn-Station in Erinnerung haben. Sie befanden sich auf der linken Seite des Bildes.

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Hier war einer der Abgänge zu der in den 50er-Jahren umgestalteten ehemaligen Otto-Wagner-Station der Gürtel-Stadtbahn. Der Abgang wurde 1991 im Rahmen der U6-Stationsumlegung geschlossen und machte Platz für einen Supermarkt.

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Ebenfalls nicht mehr in Benutzung ist nun auch der Abgang zur U-Bahn. Nachdem das darüberliegende Gebäude geschleift wurde, liegt der Abgang jetzt komplett offen. Nur noch mit Fantasie ist der ehemalige imposante Raum (mittleres Bild) zu erkennen. Das Bild rechts zeigt die Situation aus der Sicht der Halle vom Westbahnhof.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info
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Durch das temporäre Entfernen der oberen Ebene bekommt die Halle eine neue Dimension und wirkt noch größer.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info
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Die Halle aus der Sicht des ehemaligen mittleren Ausgangs vom Bahnsteig in Richtung Nordost. In der unteren Ebene befand sich hier das Reisezentrum der ÖBB.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info
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Blick vom ehemaligen mittleren Ausgang des Bahnsteigs in Richtung Südosten. Hier befanden sich der Restaurant-Glas-Kubus und der Abgang zur U3/U6.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info
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Blickt man etwas weiter rechts, so sieht man noch deutlich den Ausgang zu den Gleisen sowie die Reste der Imbiss-Buden und Kioske in Richtung der Bahnsteige. Einsam und verlassen wirkt auch die Scheibe eines Informations- und Verkaufsraums der ÖBB, welche sich nun in sechs Meter Höhe auf der Nordfassade befindet.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info
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Da die Halle unter Denkmalschutz steht, sollen vor allem die markanten Dachpanele sowie die Fenster im Originalzustand erhalten bleiben. Auch die Marmorverkleidungen, die Buchstaben oberhalb des östlichen Haupt-Eingangs sowie die nächtlich beleuchteten Uhren an der Außenfassade werden nach dem Umbau wieder an ihrem ursprünglichen Ort montiert. Da der alte Platz der Uhren aber von den neuen Erweiterungsgebäuden verdeckt wird, soll eine davon nun an der Vorderseite des Bahnhofes montiert werden.

Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at
Visualisierung: Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at / Foto: Michael Hierner / www.hierner.info / Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Eine der von Neumann+Steiner geplanten Erweiterungsbauten wird südlich des Bahnhofs errichtet. Sein besonderes Merkmal ist ein überhängender Teil, welcher bis an die Ecke des Grundstücks Richtung Europaplatz reicht und so auch ein visuelles Signal in Richtung Mariahilfer-Straße sendet. Im Innenhof des Gebäudes entstehen eine Piazza und ein Zugang zur U-Bahn.

Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at
Visualisierung: Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at / Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Nördlich des Bahnhofsgebäudes entsteht ein Hotel. Auch hier setzen die Architekten auf ein auffälliges visuelles Merkmal in Form eines überdimensionalen V-Trägers. Im unteren Foto kann man übrigens den Ort der ehemaligen Otto-Wagner-Stadtbahnstation sehen. Die ursprünglich offene Station wurde im Zuge der Errichtung des Westbahnhofes in den 50er-Jahren zuerst mit einer Betondecke überplattet und weitere 40 Jahre später beim Bau der neuen U6-Station aufgelassen und mit Erde zugeschüttet.

Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at
Visualisierung: Visualisierung: ÖBB/beyer.co.at / Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Wie die "BahnhofCity" in ihrem Erscheinungsbild tatsächlich wirken wird, kann im Herbst 2011 begutachtet werden. Dann soll sie nämlich ihren regulären Betrieb aufnehmen und für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

(Fotos und Text: Michael Hierner, Architekturfotograf aus Wien,
www.hierner.info , derStandard.at, 25. Februar 2009)

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