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"Anna, den Kredit hamma!", hieß es in einem berühmten Werbespot aus den Achtziger Jahren. Es ging um irgendeine Bank, aber nageln Sie uns nicht fest.
"Damned, der Kredit klemmt!", heißt es nun in einem etwas bemühten Kalauer, von dem man sich aber doch vorstellen könnte, dass er heute vielerorts in den Chefbüros dieser Republik erzählt wird. Man ist ja internationaler geworden in den letzten 30 Jahren, in denen der Aufschwung in jedem Bergdorf vorbeischaute und artig Grüßgott sagte. Jetzt gibt es die Finanzkrise, die längst auch eine Wirtschaftskrise ist, die Banken knausern, halten ihre Scheinchen lieber im Trockenen. Anna muss sich in Geduld üben.

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Aber halt: Die Kreditklemme, die gibt es ja gar nicht, das bestätigen uns namhafte Experten seit Wochen immer wieder. In der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) hat man das etwas differenzierter gesehen, weshalb man vorsichtshalber die "Banken-Aktionswoche" ins Leben rief. Vertreter von KMUs konnten da in der Bank ihres Vertrauens ihre Fragen rund um die Finanzierung stellen (Bericht dazu siehe etwa hier).

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Wird ein Kreditansuchen abgelehnt, liegt das nämlich oft einfach an unzureichend ausgefüllten bzw. beigebrachten Unterlagen, weiß man in der WKW. Die Kammer hat deshalb nicht nur die Aktionswoche initiiert, sondern bereits zuvor eine CD-ROM herausgegeben, die mit dem Titel "Das erfolgreiche Kreditgespräch" zugegebenermaßen schon recht affirmativ an die Sache herangeht. Der Untertitel "Rating-Chancen nützen! Bonität verbessern!" verrät schon etwas mehr, worum es dabei geht.

Das Werk - der gesamte Inhalt ist übrigens hier auch online verfügbar - erklärt zunächst die "Basics" der Unternehmensfinanzierung - etwa, was "Rating" bedeutet und wofür Bonitätsmanagement eigentlich gut ist.

Wer es dann noch etwas genauer wissen will, findet im Kapitel "Kennzahlen für Praktiker" ein 76 Seiten starkes Handbuch der KMU Forschung Austria, erstellt im pdf-Format. Darin wird dann auch mit den dazugehörigen Formeln nicht gespart.

Der Firmencheck selbst besteht dann aus zwei Teilen: Einmal werden in einem Fragebogen die "soft facts" abgefragt, wobei zwischen drei Unternehmensformen zu wählen ist: Gmbh, "bilanzierende sonstige Rechtsformen" oder Einnahmen-Ausgaben-Rechner. Nach einem Klick auf die jeweilige Rechtsform öffnet sich eine Excel-Datei, in der dann munter angeklickt und eingetragen werden kann: die Zahl der Mitarbeiter und wie sich diese in den nächsten drei Jahren verändern wird, die Unternehmensstrategie, oder auch, wie wichtig einem die Aktualität der eigenen Buchhaltung ist.

Die "hard facts", nämlich der letzte Jahresabschluss, müssen dann ebenfalls in das Formular eingegeben werden. Tut man das, dann erhält man zwei Berichte: einen so genannten "Bankenbericht", der dann als Grundlage für das nächste Gespräch mit der Hausbank verwendet werden kann, sowie einen "internen" Bericht, "in dem auch Problembereiche Ihres Unternehmens angeführt sind", wie es in der Beschreibung heißt.

Mit dem "Bankenbericht" lässt sich dann guten Mutes zur Hausbank spazieren, wo die Betreuer vor soviel Professionalität sicher die Kreditklemme, so vorhanden, unter der Versicherung allergrößter Wertschätzung sofort lösen werden. Prokuristin Anna wird entzückt sein. (red)

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