Rom - Nicolas Sarkozy ruft nach Schutz für die europäische Industrie. Der französische Staatspräsident ließ nach einem Treffen mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit neuen Forderungen in Richtung Protektionismus aufhorchen.

Europa müsse sich im gleichen Ausmaß schützen wie die USA, es brauche dafür "starke Entscheidungen" , erklärte Sarkozy. "Wenn die USA ihre Farmer verteidigen, dann können wir das auch. Wenn sie ihre Industrie verteidigen, dann haben sie recht, vielleicht können wir in Europa das selbe tun."

Anlass für das Sondertreffen waren französische Autohilfen, die Sarkozy mit der verstärkten Produktion der nationalen Unternehmen in Frankreich verbunden hatte. Die USA wiederum sorgten zuletzt mit einer "Buy-America-Klausel" für Ärger. Ökonomen warnen vor neuem Protektionismus.
Auf einer Linie mit Berlusconi zeigte sich Frankreichs Präsident bei der Atomenergie, die beiden unterzeichneten ein Abkommen. Italien will in den kommenden Jahren vier Atomkraftwerke errichten. Der Beginn des ersten AKW ist noch vor 2020 geplant.

Die beiden staatlichen Energieriesen Edf und Enel verpflichten sich, in einer gemeinsamen Allianz mindestens vier Reaktoren für Italien zu entwickeln, zu bauen und in Betrieb zu stellen. Enel will sich im Gegenzug an französischen Reaktoren beteiligen.

Italien ist eines der wenigen Länder neben Österreich, das der Atomkraft abgeschworen hatte. 1987, ein Jahr nach dem Super-Gau von Tschernobyl, stoppten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land. Drei Atomkraftwerke wurden abgeschaltet, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch die italienische Atomlobby drängt zum Bau neuer.

"Wir müssen aus unserem Schlaf erwachen, weil die Zukunft die Atomenergie ist", erklärte Berlusconi. Sarkozy versicherte, dass Frankreich Italien "unbegrenzte Kooperation für eine Rückkehr zur Atomenergie" sichern werde. Beide wollen die Entwicklung der Atomkraft zur europäischen Angelegenheit machen. (Reuters, APA, DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2009)