Wien hat ein neues, elegantes Asia-Restaurant,...

Foto: Gerhard Wasserbauer

... in dem aufwändig gekocht und richtig große Weine ausgeschenkt werden.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Jin und Fong Loh, die Betreiber von Jin's Sinohouse bei der Votivkirche, stammen aus Penang. Die malaysische Provinz an der Straße von Malakka ist für ihre ethnische Vielfalt und das variantenreiche Streetfood berühmt. Einige der spannendsten Küchen Asiens koexistieren und befruchten sich hier mit Einflüssen aus China, Indien, Malaysien, Indonesien, Thailand gegenseitig. Fusion ist hier jahrhundertealte Tradition.

Familie Foh stammt aber auch aus Dornbirn, wo sie mit dem "Sinohaus" 16 Jahre lang ein über Vorarlberg hinaus bekanntes Restaurant betrieb. Die Weinkarte spielte eine wesentliche Rolle, galt sie doch auch bei in dieser Hinsicht verwöhnten Schweizer, Liechtensteiner oder süddeutschen Nachbarn als mittlere Sensation.

Jetzt aber wollten es die Lohs noch einmal wissen. Konkret in der Hauptstadt, wo es, so die Überlegung, noch mehr flüssige Genießer geben sollte als im Alemannischen. Das ist allen Beteiligten zu wünschen, auch weil Wien sich deshalb seit Anfang Dezember über ein Restaurant freuen darf, in dem eine Symbiose aus gutem Service, grandiosem Weinkeller und südostasiatischer Top-Küche auf hohem Niveau versucht wird - eine Kombination, die international nicht ungewöhnlich ist, in Wien bislang aber nicht geboten wurde.

Facettenreiche Würzung

Die Küche ist nämlich alles andere als beliebig. Gute Zutaten und eine gute Hand für facettenreiche Würzung machen sie aus dem Stand zu einer sehr interessanten Asia-Option. Wer bei der Bestellung "scharf" dazusagt, dem wird auch warm. Empfindliche Gaumen sollten das bedenken, bevor etwa das köstliche Feuer des "Balinese Tofu mit Erdnusssauce" mit einem allzu gierigen Schütter Cheval Blanc gelöscht werden müsste.

Wobei sich großer Wein sehr gut mit den wilden Aromen südostasiatischer Gerichte verträgt - das lässt sich im Sinohouse auch auf vergleichsweise günstige Weise nachprüfen: Mehrere große Gewächse (von Chassagne-Montrachet aufwärts) werden auch glasweise ausgeschenkt. Zum aufwändig arrangierten Pot au Feu vom Stubenküken etwa: leichte, aromatische Suppe einerseits, kurz gebratenes, köstlich mariniertes Fleisch anderseits, außerdem noch knusprige Süßkartoffeln, geschmortes Gemüse und eine gefährlich gute Dipsauce. Oder Sichuan Osso Bucco (stäbchenweich!) mit den gewissen chinesischen Dampfbuchteln und einem Tiegel dunkel würziger China-Sauce, der mit Sicherheit gut ausgeputzt zurück in die Küche geht. Schön, dass sich zwischen all den feinen Taubenbrüsten, Lammrücken und Thunfischfilets auch der Streetfood-Klassiker Pad Thai-Nudeln (oh ja!) versteckt. Noch schöner wäre es, wenn Jin Loh sich dazu bewegen ließe, ein paar weitere Gerichte aus seiner Heimat anzubieten. Die würden diesem elenden Winter nämlich ganz anders einheizen! (Severin Corti/Der Standard/rondo/20/02/2009)