Bridge Markland wird mit einer interdisziplinären Performance beim "God shave the Queen"-Festival vertreten sein.

Foto: Bridge Markland

Hall in Tirol - Das Kulturlabor Stromboli in Hall in Tirol gestaltet im März das Festival "God shave the Queen", bei dem Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit haben, sich mit der Frage der Geschlechtsidentität kritisch auseinander zu setzen. In ihren Performances machen sie darauf aufmerksam, wie konstruiert und einstudiert unsere eigene tägliche Geschlechtsperformance ist. Sie überzeichnen Rollenbilder, machen sie dadurch sichtbar und hinterfragbar, nicht nur auf der Bühne sondern im "wirklichen" Leben, heißt es in der Aussendung. Damit wird im Weiteren auch auf die brutalen Ausschlüsse verwiesen, die eine binäre Geschlechtskonstruktion "Mann-Frau" verursacht.

Programmübersicht

Di 10.03.09 |20.30 Bridge Markland: bridgeland zwei |one-woman-transgender performance

Do 12.03.09|20.30Volker Woltersdorff: Tunten zwecklos | vortrag
djane teutonia: Gesamtleidwerkschau | performance

Fr 13.03.09 | 20.30Noisy Pig und Cindy Wonderful | performances

Sa 14.03.09|20.30Haben Sie Dragistan schon bei Nacht gesehen? | drag king show

So 15.03.09|11.00Gender Performance Workshop mit Stefanie Seibold

Di 17.03.09 |20.30Lynnee Breedlove's One Freak Show | performance

Zu den einzelnen Veranstaltungstagen:

  • Dienstag 10.03.09 • 20.30 Uhr

one-woman-transgender-eröffnungsabend

"bridgeland zwei ist ein zweisprachiges bisexuelles Stück.
Bridge Markland wechselt ihre Identitäten wie Unterhosen.

Sie lässt die Sexbombe Angela aufreizend auf einer Party flanieren. Die Gäste sind von Angela berauscht. Angela steigert sich in solche Begeisterung, dass sie sich zum Schrecken aller Anwesenden, ihrer Kleidung entledigt. Das dabei entstandene androgyne Powerweib Bridge geht dem Publikum gefährlich an Ohr, Knie und die "Wäsche". Zurück auf der Bühne, verwandelt sich Bridge zum Nadelstreifen-Gangster-Macho, der über seine sexuellen Aktivitäten und seine Penisgröße philosophiert, um dann zu einem Monster zu mutieren, welches sich selbst auskotzt und aus dem Leben scheidet...
Eine erotische Phantasie beendet die Show."

bridgeland zwei ist eine interdisziplinäre Performance. Sie beinhaltet Elemente aus Comedy, Körper-Theater, Schauspiel, Playback-Gesang, Grotesk-Tanz und New-Dance.
Eintritt: € 8,00 / 6,00 (erm.)

  • Donnerstag 12.03.09 • 20.30 Uhr

männliche weiblichkeiten

Vortrag von Volker Woltersdorff: Tunten zwecklos - Überlegungen zum Schicksal männlicher Weiblichkeiten.

Lässt sich das Konzept der female masculinity, das Judith Halberstamm in Bezug auf die lesbische Subkultur entwickelt hat, umstandslos auf die schwule
Subkultur im Sinne einer male feminity übertragen? Welches Spektrum geschlechtlicher Ausdrucksweisen gibt es dort, und wie verhalten sie sich zueinander? Wie tuntenfeindlich und wie frauenfeindlich ist die Szene, und woher rührt der Sexappeal, den Machos auf schwule Männer ausüben? Welche anderen Orte stehen männlichen Weiblichkeiten zur Verfügung, und wie ergeht es ihnen dort? Auf diese Fragen möchte der Vortrag einige Antworten geben und zur Diskussion stellen.

anschließend: DJane Teutonia
GesamtLeidwerkSchau

"Ich bin eine pseudofeministische antideutsche Schwuchtel" trällert djane teutonia ihren Einstandssong über schmale Lippen, der unterlegt ist von wummernden Wagner-Soundscapes und zum massenaffirmativen Popowackeln einlädt.
djane teutonia - bürgerlich autonome Tuntistin mit Hang und Drang zur deutschen Leidkultur - repräsentiert an/vergeblich die „dunkle Seite des schwuchtelettigen Popkontinents". Dies wird eröffnet mit der Behauptung, sie spiegele sich in und begehre Richard Wagner.
In ihrem Gesamtleidwerk stellt sie die Frage nach den Möglichkeiten von Sound-Politisierung zur Zeit der bürgerlich deutsch-nationalen Revolution mit ihrem Hauptprotagonisten Richard Wagner und in der heutigen Popkultur, mit ihrer Tanz- und Klangbarkeit von Widerständischem.
Nun wird bei djane teutonia auf haarsträubende Weise politisiert und agitiert, die politischen Inhalte sind auch bei djane teutonia ästhetisiert, um sie popkulturell kapitalistisch verwertbar zu machen und einer brodelnden und tobenden, sound-politisierten Menschenmasse zuzuführen.....
teutonischer Schwuchtelettismus pur.

Eintritt: € 8,00 / 6,00 (erm.)

  • Freitag 13.03.09 • 20.30

eine schweinische glamour night

Noisy Pig
Live-Multimedia-Performance

In extravagantem Outfit mit Schweine-Helm wechselt Noisy Pig laufend vom Schlagzeug zur Melodica, vom Glockenspiel zum Kinderspielzeug, singt sich die Seele aus dem Leib und verführt sein Publikum mit viel Kitsch und abgründigem Humor.

Noisy Pig (I,D) ist das alter ego von Bernardo Santarelli, dem in Berlin lebenden und aus Italien stammenden Musik- und Performancekünstler. Seine Leidenschaft für Musik begann, als er seine erste Bikini Kill Platte erstand und die unbändige Energie der „riot grrrls" auch zu seiner Inspiration wurde und immer noch ist. Vier Jahre nach Gründung der No-Wave Band „Dada Swing", zog Noisy Pig von Rom nach Berlin um von dort aus den Indie Pop nachhaltig zu unterwandern. Er entwickelte dort seine ganz einzigartige Mischung aus Bubblegum-Glitch-Pop-Dance-Punk und arbeitete mit einigen Underground-Größen (Stereo Total, Echokrank, Allison Wolfe) zusammen. Er ist außerdem Co-Organisator und DJ des POOPSY CLUB in Berlin.
noisy-pig.com , www.myspace.com/noisypig

Cindy Wonderful

Cindy Wonderful (D) bezeichnet sich als "porno phenomena", ist tief in der "do-it-yourself"- Szene verwurzelt und holt sich Einflüsse aus dem dekadentesten Mainstream.
Sie ist der geheime Schwarm deiner kleinen Schwester und der schlimmste Alptraum deiner Eltern. Aus ihren Shows nimmt man die tröstenden Beats, die verführerischen Lyrics und den funkelnden Glitter mit nach Hause.
Ihre Glam-Elektropunk-Pop-Fingerabdrücke finden sich überall verstreut, z.B. auf Tracks für „Nicky Click" und für „Lesbians on Ecstasy". Außerdem gründete sie die Labels „Crunks not Dead" und „Wonderground Records", stellte 50 Prozent der Band "Scream Club" und trat mit ihrer anderen Band "Rainbow Sugar" am ersten Ladyfest und am ersten Homoagogo-Festival auf.

Eintritt: € 8,00 / 6,00 (erm.)

  • Samstag 14.03.09 • 20.30 Uhr

eine königliche nacht

Haben Sie Dragistan schon bei Nacht gesehen?
k.&k. - Performance

What the [gender]fuck is DragKinging?
1st of all - Was ist drag? Drag ist ein schrilles, schlüpfriges, heißes Spiel mit Identität, Geschlechterposition und Begehren. (Wobei Letzteres vor allem diese Richtungen kennt: Publikum begehrt Drag King, Drag King begehrt Publikum, Drag King begehrt Drag King, begehrt Drag King, begehrt Publikum, begehrt ...). Beim Drag Kingen geht es darum, für beliebig lange Zeit deinem (bspw. weiblichen) Ausgangs- oder Alltagsgeschlecht den kessen Rücken zu kehren, und dafür in alle(deine)r (bspw.) Männlichkeit zu glänzen.
Wir, also k.&k., also Königindernacht & Kronprinz Ernesto de Dragistan und vice versa, ehren diese drei Prinzipien: Α, die Aneignung, Ě, die Ekstase und Ї, die (Selbst )Ironie.
Α bedeutet: Wir nehmen uns, was noch immer noch nicht allen gehört und gehören soll. Namentlich sind das u.a. nämmliche Sprechpositionen, ganz viel Großkotzigkeit und ungemeine Postpotenz.
Ě: Wir gehen auf im Rampenlicht, zergehen angesichts Unseres fraglichen Publikums, feiern Uns selbst und Euch mit Uns.
Ї: mittels der allumfassenden (Selbst)Ironie nehmen Wir in unserem ernsthaften Spiel den nötigen Abstand davon, was drag die Reproduktion dämlicher Herrschaftsverhältnisse nennen könnte.
Unser dragisches Königreich kennt fernerhin keine räumlichen, geschweige denn zeitlichen Grenzen, denn die orientalische Armeno-Transkulturalität ist Unser zweites Gebot, um nicht zu sagen, der Stoff, aus dem Unsere Wäsche gemacht ist.
Drag Kinging ist also die Zelebration der Kultürlichkeit von Geschlecht - bei Uns exklusiv!- mit der Erweiterung auf kulturelle Zugehörigkeit, ja, die verheerende Inszenierung authentischer Männlichkeit. Es ist die Selbstermächtigung, sich auf erleuchteten Bühnen und Bühnen des Alltags in Posen zu werfen, die bisher der Heiligkeit SchwanzHaben-MannSein vorbehalten waren.
Zu guter Letzt noch ein Zitat von Uns über Uns: „unser programm ist ebenso der versuch einer kulturrevolution, wie einfach nur irgendwas, hauptsache geil. (... ) warnung: heiß und feucht!"

Eintritt: € 8,00 / 6,00 (erm.)

  • Sonntag, 15.3.

Gender Performance Workshop mit Stefanie Seibold

"It isn't what I do, but how I do it. It isn't what I say, but how I say it and how I look when I do it and say it." Mae West

Fragen von Identität und Gender sind weit vor der Diskussion um Geschlechter-Performativität seit jeher wortwörtlich in Performances ausprobiert und erforscht worden. Die Mittel und Möglichkeiten von Performance scheinen besonders gut geeignet, sich auch komplexen zeitgenössischen Fragen nach Identität bzw. der Konstruiertheit von Sex und Gender auf eine außergewöhnlich einfache und direkte Art annähern zu können.

Im Gender-Performance Workshop soll ein Spiel mit denjenigen Gesten und Zeichen angeregt werden, die sexuelle und geschlechtliche Identität konstituieren, bzw. umgekehrt in der Lage sind, normative (binäre) Konstruktionen auszuhebeln und zu dekonstruieren.

Der Workshop richtet sich an Leute mit Interesse an Performance, möglichst mit Ideen zu eigenen Auftritten oder Performances jeder Art, in denen Fragen von Gender, Queer und/oder Identität verhandelt werden sollen.

...mitzubringen sind vor allem Ideen, Sounds, Images, Bewegungen, Fummel, wigs etc.

Achtung : Kein How-To Workshop für Drag-Kinging oder Queening aber Kings und Queens and their knowledge is more than welcome!

www.clevergretel.com

Termin: So 15.03.09
Uhrzeit: 11.00-17.00
Unkostenbeitrag: € 12,00 / 10,00 (erm.)

Anmeldung erforderlich! Begrenzte TeilnehmerInnenzahl!
Fon 0043-5223-45111, kulturlabor@stromboli.at, www.stromboli.at

  • Dienstag 17.03.09, 20.30 Uhr

freak show finale

God Shave The Queen - der Film
Kurzfilm von Ale Bachlechner und Georg Simbeni

Wie werden Körper tagtäglich hergestellt? Welche Maßnahmen werden getroffen, welche Eingriffe, welche Vorkehrungen? Unzählige. Und viele davon haben mit unserer Geschlechtsidentität zu tun.
Das Rasieren stellt nur einen kleinen Teil, dieser Unternehmungen dar, aber einen durchaus spannenden. Wer sich wo was abrasiert oder eben nicht ist keineswegs nur persönliche Vorliebe. Es ist in seiner Selbstverständlichkeit ein Statement.
Der Kurzfilm untersucht in möglichst präzisen Nahaufnahmen, welche Körper durch das Rasieren hergestellt werden, „männliche", „weibliche", beide oder keines von beidem. Er ist gleichzeitig ein Loop, eine Endlosschleife und spiegelt damit die endlose Produktion und Reproduktion von Körperbildern.

Lynnee Breedlove's One Freak Show
Stand-Up Comedy Show in englischer Sprache

The ONE FREAK SHOW is queer, punkrock standup comedy on transgender bodies, feminism, family, and "community." His plan for world peace includes gender nesting dolls, cross-dressing stuffed animals, and a new edition of Our Bodies Ourselves for men, transcending sexuality and gender. Confusion ensues when he doesn't modify himself to make his insides match his outsides. labeling himself to get love, he finds the eyes of a child simplify social constructs.
A human body quest for compassion, The One Freak Show is an irreverent, sweet look at the interior world of Lynn Breedlove, notorious punk feminist, giving out permission slips to laugh at ourselves, hate each other, and accidentally stumble on love.

 

Eintritt: € 8,00 / 6,00

Theory Shorts

In Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung der medizinischen Universität Innsbruck wurden zwei kurze Spots erarbeitet, die an den Veranstaltungsabenden jeweils einen kurzen theoretischen Input liefern sollen. Der erste liefert Text und Bild zum sehr unterschiedlich konotierten Begriff „queer", der zweite setzt sich mit dem Begriffskomplex „Ausschluss/Intelligibilität" auseinander. Dabei steht auch die kritische Reflexion von Begriffen im Allgemeinen zur Disposition.
Text und Gestaltung: Julia Prager, Stephanie Schumacher, Georg
Simbeni, Ale Bachlechner. (red)