Berlin - Es wird wieder hoch hergehen, wenn die CSU in Passau ihren traditionellen politischen Aschermittwoch abhält. 7000 Menschen werden zum größten Stammtisch der Welt erwartet. Dessen Ursprünge gehen auf einen Viehmarkt im bayerischen Vilshofen zurück. Bei diesem ließen sich die Bauern schon im 16. Jahrhundert über die Obrigkeit aus.

Heute ist das Spektakel ein minutiös durchkomponiertes Medienereignis. Schließlich will die CSU an diesem Tag nicht nur ihre Stärke innerhalb der Union demonstrieren, sondern auch Pflöcke für das Superwahljahr 2009 einschlagen. Und nach dem rhetorisch eher mageren Jahr 2008, in dem sich noch Erwin Huber als CSU-Chef abmühte, verspricht sein Nachfolger Horst Seehofer verbal wieder deftigere Kost.

Dass Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel auch ihr Fett abbekommt, wird sozusagen erwartet. Doch diesbezüglich steht Seehofer vor einer schmalen Gratwanderung. Einerseits goutieren die Wählerinnen und Wähler Streit zwischen den beiden Schwestern CDU und CSU nicht sonderlich.

CSU will das Tempo vorgeben

Andererseits muss Seehofer demonstrieren, dass die CSU - gerade im Superwahljahr - unter seiner Führung im Bund wieder stärker präsent ist. In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident ist ihm das nicht schlecht gelungen. Sowohl bei der Reform der Erbschaftssteuer als auch beim Thema Steuersenkung konnte die CSU punkten und ihre Positionen weitgehend durchsetzen.

Friktionsfrei ist das Verhältnis zwischen Seehofer und Merkel ja nicht. Die Kanzlerin hat nicht vergessen, dass der Bayer vor der Wahl 2005 die von ihr favorisierte Kopfpauschale bei der Gesundheitsreform als "unsozial" geißelte. Seehofer hingegen wünscht sich, dass Merkel mehr Profil und weniger Konsens mit der SPD zeigt, um den Unions-Erfolg bei der Bundestagswahl im September zu sichern. Laut Focus soll er unlängst in kleiner Runde gedroht haben: "Kommen wir in Bayern bei der Bundestagswahl nicht klar über 45 Prozent, dann ist Mutti die längste Zeit Regierungschefin gewesen." (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.02.2009)