Wien - Im Wiener Gemeinderat hat am Montag der Beschluss von Subventionen in der Höhe von 3,786 Mio. Euro für die Aufstellung neuer Mobilklassen für Unmut bei der Opposition gesorgt: ÖVP, FPÖ und Grüne kritisierten, dass derartige "Container" offenbar zunehmend zum Normalfall erklärt anstatt als kurzfristige Notlösungen angesehen würden. Die SPÖ verteidigte die "Pavillons" als "moderne Form schulischer Unterbringung".

Für die knapp 3,8 Mio. Euro sollen drei neue Mobilklassen in Wien errichtet werden sowie die Adaptierung eines bestehendes Standortes erfolgen. Betroffen von der Maßnahme sind Pflichtschulen. "Das sind keine Schulklassen", meinte ÖVP-Gemeinderätin Ines Anger-Koch. Diese würden an Container outgesourct. Es fehle etwa die Anbindung an die Garderobe oder an andere Klassen. Müssten Erwachsene unter diesen Bedingungen ihren Job verrichten, würde das Arbeitsinspektorat auf den Plan gerufen, so die Oppositionspolitikerin.

"Baustelle" Bildungspolitik

Die Containerklassen stünden symptomatisch für die "Baustelle" Bildungspolitik in Wien, diagnostizierte FPÖ-Jugendsprecher Johann Gudenus. Die dortigen Raumverhältnisse würden den Eindruck von "Käfighaltung" vermitteln. Die mobilen Einrichtungen seien nicht nur kleiner als durchschnittliche Schulzimmer, sondern wären auch nicht auf dem neuesten Stand der Technik, wie etwa eine um 50 Prozent geringere Wärmedämmung belege. Bürgermeister Michael Häupl (S) würde der Schulbereich zusehends entgleiten, was die Freiheitlichen bis zur Wahl (im Herbst 2010, Anm.) immer intensiver anzusprechen gedenken, übte sich Gudenus in Wahlkampfrhetorik.

Laut der Grünen Bildungssprecherin Susanne Jerusalem gibt es derzeit 172 Containerklassen in Wien, wovon zwischen 4.000 bis 4.300 Schüler betroffen seien. Einige Schulen würden gar gänzlich aus Containern bestehen. "Wir werfen der SPÖ vor, dass hier keine Not- und Übergangs-, sondern Dauerlösungen installiert werden", unterstrich die Grün-Mandatarin. Es sei nicht möglich, dass dort eine "zukunftsorientierte Pädagogik" stattfinde. Während an Entwicklungsgebieten wie Aspern oder dem Nordbahnhofgelände Prestigeobjekte gebaut würden, "werden dort, wo sie meinen, dass niemand hinschaut, Container aufgestellt", so Jerusalem in Richtung Sozialdemokraten.

Die SPÖ, die die Subventionen dank ihrer absoluten Mehrheit alleine beschließen konnte, wies die Vorwürfe zurück. Gemeinderat Heinz Vettermann betonte, dass es gerade im Rahmen von Schulsanierungen und Schulneubau wichtig sei, flexible Lösungen zu haben. Außerdem würden die Pavillons technisch den festen Schulbauten in keiner Weise nachstehen. Derartige Lösungen seien nicht nur akzeptabel, sondern positiv zu bewerten. (APA)