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Am internationalen Bildungsmarkt sind die Fachhochschulen als "University of Applied Sciences" (UAS) bekannt.

Foto: Standard/Corbis

Anfang Februar trafen FH-Vertreter aus ganz Europa in Den Haag zusammen, um festzustellen, dass es sehr gut um den Sektor stehe. Was die Absolventen betreffe, habe man gegenüber den Unis die Nase vorn.

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Die Fachhochschulen haben in Europa Vorbildfunktion, stellte Lene Oftedal von der Generaldirektion für Bildung und Kultur der Europäischen Kommission kürzlich fest. Im Rahmen einer Konferenz, zu der einander am 4./5. Februar Vertreter von FHs (Universities of Applied Sciences, UAS) aus ganz Europa in Den Haag trafen, wies sie als Hauptrednerin auf die wichtige Rolle der UAS in einem wissensbasierten Europa hin.

Sie orientieren sich am Arbeitsmarkt, verfügen über außerordentlich gute Kontakte zur Wirtschaft, mit der sie in ständigem Austausch stehen und deren Anforderungen an die Absolventen bei der Neu- und Weiterentwicklung von Studienplänen berücksichtigt werden, so die Norwegerin Oftedal. Zu der Großveranstaltung, zu der Österreich auch Funktionäre der FH-Konferenz und der Industriellenvereinigung entsandt hatte, waren auch Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Irland, Estland, Litauen, Finnland, Dänemark und den Niederlanden angereist.

Ein Ziel der Veranstaltung war, das spezifische Forschungsprofil der UAS zu identifizieren und ihre eigenen wie auch die Ansprüche von Wirtschaft und Industrie in Hinblick auf künftige EU-Forschungsprogramme und deren Ausschreibungskriterien zu identifizieren. Als Ergebnis erwarteten sich die UAS-Vertreter, gemeinsam konkrete Forderungen an die EU bzw. an die europäische Wissenschaftspolitik artikulieren zu können. Es sollte aufgezeigt werden, auf welche Art und Weise die UAS im Zuge der Kooperation mit den Unternehmen die Regionen, in denen sie angesiedelt sind, beleben. Besonders die angewandte Forschung und damit das praxisorientierte Profil der FHs spielte dabei eine wichtige Rolle.

Heidi Esca-Scheuringer war für die Fachhochschul-Konferenz mit dabei. Die Juristin ist im FHK-Generalsekretariat für internationale Angelegenheiten zuständig. "Der künftige Bedarf an hochqualifizierten Absolventen wird stark steigen", das gehe aus Langzeitstudien der EU-Kommission hervor. Da die FH-Absolventen grundsätzlich zu "anwendungsorientierten und unternehmerisch denkenden" Akademikern ausgebildet werden, stehen sie in dieser Hinsicht "sehr gut da" und hätten gegenüber Uni-Absolventen oft die Nase vorn.

Ganz grundsätzlich stehen die FH-Abgänger über die Ländergrenzen hinweg für Mobilität, so Esca-Scheuringer. "Sie haben keine Berührungsängste mit der Wirtschaft", und schon während des Studiums gebe es mittels Berufspraktika und Beteiligungen an Forschungsprojekten zwischen den Studierenden und der Wirtschaft einen regen Wissensaustausch. Da die Fachhochschulen zudem besonders dafür geeignet seien, "bildungsferne Schichten anzusprechen und eine hohe soziale Durchmischung aufweisen", bilden sie die nationalen Gesellschaften sehr gut ab. Derzeit werde an einer gemeinsamen Resolution der Konferenzteilnehmer gearbeitet, die sich u. a. dem Status quo des Bologna-Prozesses widmet und im April präsentiert werden soll.

Im EU-Vergleich befänden sich die heimischen Fachhochschulen im oberen Mittelfeld. Allerdings nicht, was die Qualität der Abgänger betrifft - die sei mehr als top -, sondern bezogen auf das Studienangebot und die Möglichkeiten der Höherqualifizierung, heißt es aus der FHK. Werde in anderen Ländern v. a. der Bachelor beworben, so sei man hierzulande durchaus darauf bedacht, auch Masterabschlüsse weiterhin zu fördern und dementsprechend auch künftig ausreichend Studienplätze zur Verfügung zu stellen - wenn die Politik das gewährleistet.

Grüne Insel als Vorbild

Allerdings gebe es durchaus Möglichkeiten, sich zu verbessern. In Irland sei es etwa längst Usus, an den Universities of Applied Sciences auch ein PhD-Studium absolvieren zu können. In diesem Sinne ist Kurt Koleznik, Generalsekretär der Fachhochschul-Konferenz, überzeugt: "Wir wollen in Richtung Irland." (mad/DER STANDARD Printausgabe, 21./22. Februar 2009)