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Finanzminister Peer Steinbrück ist Merkels Stütze in der Krise.

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Artig, fast wie ihr braver Bub, stand der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Sonntag neben Kanzlerin Angela Merkel, als diese die europäischen G20-Staatschefs begrüßte. Michael Glos (CSU), dem Ex-Wirtschaftsminister dürfte das wieder einmal einen Stich versetzt haben. Merkel hänge ja geradezu an den Lippen von Steinbrück, hatte der nach seinem Abgang beklagt.

Das stimmt. Gerade in der Finanz- und Wirtschaftskrise ist es unübersehbar, wie sehr sich Merkel auf Steinbrück verlässt. Auch die SPD ist mittlerweile froh, ihn in der Regierung zu haben - was nicht immer so war. Als der Volkswirt 2005 nach Berlin wechselte, da waren einige mehr als skeptisch. Steinbrück, ein exzellenter Rhetoriker, galt als arrogant und selbstverliebt - und war gerade als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen abgewählt worden.

In Berlin machte sich der kühle Reformer, der durchaus auch ein Herz für die Wirtschaft hat, auch nicht beliebter. Etwa, als er den Deutschen empfahl, lieber mal auf Urlaub zu verzichten und dafür etwas für die Pension zur Seite zu legen. Noch heute kursiert der Witz, dass die meisten Sozialdemokraten gar nicht wissen, dass Steinbrück seit 41 Jahren SPD-Mitglied ist. Sie vermuten ihn eher bei der CDU.

Unbeirrbar aber verfolgte der 62-Jährige sein Ziel: endlich einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Zunächst sah es gut aus. Fast mit sadistischer Freude propagierte Steinbrück die "Rasenmähermethode" und setzte den Kollegen Daumenschrauben an.

Ausgerechnet beim Ausbruch der Finanz- krise reagierte der fach- und sachkundige Steinbrück zunächst aber recht zögerlich. Er unterschätzte das Kriseln der Mittelstandsbank IKB und das Debakel der Hypo Real Estate als "Einzelfälle" und wollte Deutschland von der Krise nicht so betroffen sehen. Sein Lieblingstier ist ja auch das Nashorn, über das er sagt: "Die kommen langsam in Gang, aber wenn sie einmal in Fahrt sind, hält sie nichts mehr auf."

Und jetzt ist Steinbrück in Fahrt, zimmerte zwei Konjunkturpakete, spannte einen Bankenrettungsschirm und drängt auf internationaler Ebene auf mehr Kontrolle für Banken und Hedgefonds. Finanzminister zu sein ist sein Lebensjob. Er will weder SPD-Chef noch Kanzler werden, kann sich also getrost als "Herr der Löcher" verspotten lassen, weil er wegen der Krise wieder Schulden macht. Dass er es mit falschen Freundlichkeiten ohnehin nicht so hat, merkten auch schon die Österreicher: Denen will er das Bankgeheimnis austreiben. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2009)