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Die Bombe explodierte in der Nähe der Al-Hussein-Moschee. Der Tatort wurde von der Polizei abgesperrt.

Foto: EPA/KHALED EL FIQI

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Polizei am Unglücksort.

Foto: AP Photo/Ben Curtis

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Ausländische Touristen am Straßenrand.

Foto: AP Photo/Amr Sharaf

Die Stimmung ist gedrückt. Die Verkäufer im Khan al-Khalili wagen sich kaum, die wenigen ausländischen Touristen anzusprechen, die sich am Tag nach dem Bombenanschlag in den historischen Basar von Kairo wagen. Eine große indische Gruppe schaut sich die Auslagen an, sonst sind nur vereinzelte Ausländer in den engen Gassen unterwegs. Viele Geschäfte haben erst gar nicht geöffnet. "Das können wir jetzt gar nicht gebrauchen" , stöhnt ein Händler. Die Weltwirtschaftskrise hat im ägyptischen Tourismus bereits ihre ersten Spuren hinterlassen.

Von der Explosion, die am Sonntagabend auf dem Platz vor der Hussein-Moschee eine junge Französin, die mit ihren Schulkollegen auf Klassenfahrt war, getötet hatte und zwei Dutzend weitere Touristen verletzte, ist nichts mehr zu sehen. Der primitive Sprengsatz war unter einer steinernen Bank deponiert gewesen.

Schäden sind keine mehr auszumachen. Alles ist wieder blankgewischt. Das Polizeiaufgebot wurde massiv verstärkt. Es wimmelt von Sicherheitsleuten in Zivil. Alle Zufahrtsstraßen sind abgeriegelt. Sämtliche Taschen und Rucksäcke werden rigoros kontrolliert, und Einheimische müssen sogar ihre Papiere vorweisen. Die ägyptischen Behörden nahmen am Montag elf verdächtige Personen fest. Ihre Identität wurde nicht bekanntgegeben. Bisher hat niemand die Verantwortung für den Anschlag im islamischen Zentrum der Nilmetropole übernommen, der nach drei Jahren Ruhe das Thema Terror in Ägypten wieder in die Schlagzeilen rückte. Die Art des selbstgebauten Sprengsatzes lässt vermuten, dass keine große Organisation dahintersteht, sondern ein Einzeltäter oder eine kleine Gruppe.

"Der Stil des Attentats lässt auf militante Islamisten von wenig bekannten Gruppen schließen, wie sie auch hinter den letzten Anschlägen in Ägypten standen" , glaubt Walid Kazziha, Politikwissenschafter an der Amerikanischen Universität in Kairo. "Und als Auslöser dürfte das politische Umfeld in der Region mit dem jüngsten Konflikt in Gaza dienen" , setzt der Professor fort. "Ausländer sind das Ziel, weil viele Staaten die ägyptische Position unterstützt haben" . In Ägypten und in der arabischen Welt hatte es verbreitet Kritik an Kairo gegeben, weil das Grenztor zum Gazastreifen während Israels Bombardement die meiste Zeit geschlossen blieb.

Folgen der Israel-Wahl

Ob dies nur der Anfang einer neuen Terrorwelle war, hängt nach Kazzihas Einschätzung davon ab, wie sich dieses Umfeld entwickelt. Das Wahlergebnis in Israel lasse befürchten, dass es in Zukunft noch mehr Anschläge geben könnte. "Nur eine grundsätzliche Änderung der amerikanischen Haltung gegenüber dem israelisch-palästinensischen Konflikt würde Besserung versprechen" , meint Kazziha. Inneren Faktoren wie den wirtschaftlichen Schwierigkeiten misst er keinen großen Einfluss bei, da die Ägypter duldsam gegenüber Notlagen seien.

Der Scheich von al-Azhar in Kairo, der höchsten religiösen Autorität des Landes, nannte den Anschlag feig und kriminell und beschuldigte die Attentäter, das Bild des Islams zu verzerren. Im Khan al-Khalili fielen bereits 2005 drei Touristen einem Attentat zum Opfer. Zwischen 2004 und 2006 erlebte Ägypten eine Welle von Terroranschlägen auf der Sinai-Halbinsel. (Astrid Frefel aus Kairo/DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2009)