Fast sechs Wochen nach der Ermordung des tschetschenischen Flüchtlings Umar Israilow in Wien ist einer der mutmaßlichen beiden Haupttäter in der Nähe von Warschau gefasst worden. Das bestätigte Rudolf Gollia, Sprecher des österreichischen Innenministeriums, auf Anfrage der APA. Ein Auslieferungsansuchen wurde bereits gestellt. Mitglieder einer polnischen Antiterroreinheit hatten Turpal Ali J. nach Agenturmeldungen am Donnerstagabend (und nicht wie zunächst kolportiert am Freitag) geschnappt.

Gollia sprach am Sonntag von einem "gemeinsamen Fahndungserfolg der polnischen Sicherheitsbehörde, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung sowie der Staatsanwaltschaft Wien". An der Aktion, die als "äußerst gefährlich" eingestuft worden war, hatten sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa mehrere Dutzend Beamte beteiligt. Die Spezialkräfte stürmten das Hotel und verhafteten den Tatverdächtigen ohne Schusswechsel.

Zusammen mit J. wurden zwei weitere Personen, ebenso Russen tschetschenischer Ethnie, festgenommen. Nach einer Vernehmung ließ sie die Polizei allerdings frei.

Ob J. tatsächlich selbst die tödlichen Schüsse abgegeben hat, könne er, Gollia, noch nicht sagen. "Aber wir gehen davon aus, dass er einer der beiden Haupttäter ist." Gollia rechnete mit einer baldigen Überstellung des Mannes. Ein Vertreter der polnischen Polizei kündigte an, er werde "sehr bald" den österreichischen Behörden übergeben.

Umar Israilov war am 13. Jänner nach einer Verfolgungsjagd durch zwei Männer, von denen einer der nun Verhaftete sein soll, in Wien-Floridsdorf auf offener Straße erschossen worden. Der politische Flüchtling hatte seit dem Sommer 2008 mehrmals vergeblich um Polizeischutz gebeten. Die Familie des Opfers sprach nach der Tat von einer Verfolgung des 27-Jährigen durch Männer des Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow.

In den Tagen nach der Ermordung des politischen Flüchtlings hatte die Polizei in Österreich insgesamt acht Landsmänner des Opfers wegen mutmaßlicher Beteiligung festgenommen. Vier Personen wurden mittlerweile wieder enthaftet. Im Gefängnis sitzt u.a. der Tschetschene Otto K., der den Mördern als Fahrer des Fluchtwagens geholfen haben soll. Seine U-Haft wurde am 2. Februar verlängert. (APA)