Unterhält sich ein ORF-Chef mit einem Zeitungsmacher über Politszenarien zur Neubesetzung des ORF. Ein Standard-Sportredakteur lauscht lange. Fragt dann: "Haben Sie keine anderen Sorgen? Zum Beispiel gutes Programm?" Den Adressaten überraschen solche Fragen.

Der ORF bekommt eine halbe Milliarde Gebühren für das Programm, nicht für Polit- und Standortszenarien. Mag sein: Das Sein bestimmt das Bewusstsein, auch das Sendungsbewusstsein. Wird der ORF an anderem Ort effizienter - gern!

Nur: Wo spart er bisher? Am Programm. Showideen für Freitag? Kein Geld. Lässt sich verschmerzen, bleiben sie so verwechselbar mit Privaten. Aber der Rasenmäher hat schon die Korrespondenten erreicht, eine öffentlich-rechtliche Kernaufgabe. Und er macht dort sicher nicht halt.

Die ORF-Führung verplempert Zeit mit Intrigen: Statt den Chefredakteur in Pension zu schicken, tauchen in Medien Kürzungskonzepte auf, die der gegen seine Überzeugung schreiben musste. Ähnlicher Fall: Der ORF-Chef rügt den Programmdirektor für Passagen, die so in "Dorfers Donnerstalk" nicht vorkamen. Der Infodirektor streitet mit dem General, weil im "Club 2" eine News-Journalistin saß. Deren Chef lässt der Direktor nicht in die "Pressestunde", seither gibt es Dauerclinch. Und die "Anregung" für die "Club"-Besetzung kam vom verhassten ORF-Kommunikationschef. Wie herrlich geht es dem ORF, dass dafür Zeit bleibt?

Dürfen wir die Frage nach gutem Programm wiederholen? Oder steht die Antwort schon in unserem Kommentartitel? (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 21./22.2.2009)