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Xaver Schwarzenberger.

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Blickt freundlich, kann aber sehr anstrengend sein: Der Darsteller des "Problembären Bruno" hörte nur ungern auf Xaver Schwarzenbergers Regie anweisungen.

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Wild gewordene Tiroler und Bayern lässt Xaver Schwarzenberger Mittwoch auf Bär Bruno im ORF los. Warum er bald weniger Komödien drehen will und sich Gerhard Zeiler als nächsten General vorstellen kann, sagte er Doris Priesching.

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STANDARD: Der Bär vor der Kamera, Sie dahinter - wie war das?

Schwarzenberger: Extrem kompliziert. Wir haben mit Zirkusbären gearbeitet, und die sind so auf ihren Trainer fixiert, dass sie ohne ihn nichts getan haben. Der Trainer darf natürlich nicht im Bild sein. Extrem mühsam. Wir waren total angewiesen auf sie: Wie gut ihre Stimmung ist, wie sie grade drauf sind. Unglaublich zeit- und nervenraubend. Ein Glück, dass man beim Film derartig schwindeln kann, dass man die Komplikationen nicht an den Zuschauer weitergeben muss.

STANDARD: Sie sagten einmal, Ihre Affinität zu Antonioni- und Fellini-Filmen werden Sie nie ganz ablegen. Wo sehen wir die bei "Bruno"?

Schwarzenberger: Ich würde "Der Bär ist los" in keinen Zusammenhang mit meinen Jugendlieben bringen. Komödien funktionieren anders. Ich bin mit Tragödie und Drama aufgewachsen.

STANDARD: Inzwischen drehen Sie aber fast ausschließlich Komödien.

Schwarzenberger: Das hat damit zu tun, dass es die Jahre über eine enge Zusammenarbeit mit meiner Ex-Frau gab, die immer Komödien geschrieben hat. Das hat sich jetzt gelöst, und ich mache wieder unterschiedlichere Sachen. Aber es stimmt schon: Je älter ich werde, umso lieber habe ich Komödien. Weil ich andere Wahrheiten ausdrücken kann.

STANDARD: Welche Rolle spielt die Existenzsicherung?

Schwarzenberger: Man kann von etwas Lustigem leben, aber genauso gut von etwas Traurigem. Die Frage ist eher: Warum mache ich nicht mehr Kino? Ich bin relativ ungeduldig. Einen Film fürs Kino vorzubereiten ist sehr langwierig. Wenn man zwei, drei Jahre braucht, um einen Film überhaupt erst auf die Beine zu kriegen, nur durch Suchen und Überlegen nach Partnern. Das ist öd. Deshalb gehe ich den einfacheren Weg, in dem ich kleinere Sachen mache.

STANDARD: Wann haben Sie die "Alpensaga" zuletzt gesehen?

Schwarzenberger: Das ist Ewigkeiten her. Ich kann mich aber noch gut an Bilder erinnern. Die Fotografie basierte sehr auf Erlebnissen mit Bertolucci, 1900 oder Strategie der Spinne, die ich unmittelbar davor gesehen habe. Ich war schwer beeindruckt und wollte das ins Mühlviertel transportieren.

STANDARD: Die Kamera war für das Fernsehen visionär. Fehlen heute oft die Visionen?

Schwarzenberger: Die Geschichten waren anders erzählt, man konnte sich mehr Zeit lassen. Das Fernsehen war damals hinterwäldlerisch. Ich habe versucht, das Kino ins Fernsehen zu bringen. Heute sind die Geschichten schneller, und da kann man sich in Bildern nicht mehr ausruhen. Deshalb kommt das Bild oft zu kurz. Dafür funktioniert alles eher über den Dialog.

STANDARD: Deutschsprachigen Drehbüchern wirft man aber gern Dialogschwäche vor.

Schwarzenberger: Ein Drehbuch zu machen ist eines der kompliziertesten Dinge. Ich habe nicht die Geduld, selber eines zu schreiben. Wobei: Die Phase mit den österreichischen Komödien möchte ich jetzt abschließen. Irgendwann kriegt man das Gefühl, dass man sich wiederholt. Dann ist es genug.

STANDARD: Ihr nächster Film "Sisi" ist zwar keine Komödie, aber doch sehr österreichisch?

Schwarzenberger: Ich will die Geschichte einer jungen Frau erzählen, die frei aufgewachsen ist, liberal von einem wilden Vater erzogen und dann in ein Korsett gesteckt wird und dabei fast verreckt.

STANDARD: Wie wichtig ist Ihnen die Quote?

Schwarzenberger: Sie erleichtert das nächste Projekt.

STANDARD: Was möchten Sie mit Ihren Filmen transportieren?

Schwarzenberger: Filmemachen ist für mich das Faszinierende, mein Leben.

STANDARD: Bietet der ORF da immer noch die besten Voraussetzungen?

Schwarzenberger: Ich finde, dass der ORF in einem bedenklichen Zustand ist. So wie dieses Haus verrottet am Küniglberg, so ähnlich ist eigentlich auch der Zustand inhaltlich. Der Jammer ist, dass Leute wie Wolfgang Lorenz, in den man große Hoffnungen gesetzt hat, sich nicht sehr durchsetzen konnte.

STANDARD: Ihr Exklusivvertrag mit dem ORF läuft bis 2010. Möchten Sie verlängern?

Schwarzenberger: Den Vertrag gibt es seit zwölf Jahren. Das hat gut funktioniert, über eine Verlängerung habe ich noch nicht nachgedacht.

STANDARD: Unterzeichnet haben Sie mit Gerhard Zeiler. Nicht auszuschließen, dass er bald wieder General ist. Mit Ihrem Einverständnis?

Schwarzenberger: Absolut. Der weiß, was er tut. (DER STANDARD; Printausgabe, 21./22.2.2009)