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Geglättete Falten - nun auch im Web

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Schönheitschirurgie boome in der Krise, sandte eine Klinik kürzlich aus. Nicht bloß "kleine Eingriffe" wie Unterspritzungen oder Botox, sondern vor allem Fettabsaugung, Facelift oder Brustvergrößerungen seien jetzt sehr stark gefragt. Das Arbeiten an der äußeren Hülle hat Hochkonjunktur.

Wie groß die Sehnsucht nach dem Schein als Krisenschild ist, zeigt auch der massive Vormarsch jener Firmen, die eine Persönlichkeit im Internet wunschgemäß formen (etwa reputation-defender.de). Sie sorgen dafür, dass man beim "Googeln" immer mit den gewünschten Suchworten an oberster Stelle erscheint. Natürlich mit gewünschtem Inhalt. Sie sorgen auch dafür, dass aus dem WWW alles verschwindet, was man über sich nicht (mehr) lesen möchte. Oder nicht mehr sehen möchte. Und das nicht nur im Wikipedia-Eintrag. Auch die Arbeit an der virtuellen Hülle boomt.

Das lässt aber noch eine Vermutung zu: Verunglimpfen und Desavouieren der unliebsamen Mitbewerber hat in harten Zeiten ebenfalls Hochkonjunktur. Es wird eifrig - mit professionellen Mitteln im Internet - am Sessel gesägt. "Googeln" ist ja ein Volkssport. Wer es wirklich wissen will, sollte also das gute alte Gespräch wählen. Und skeptisch sein gegenüber "Images" aller Art. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.2.2009)