Italien schließt die Verstaatlichung von Banken nicht mehr aus. Dies bestätigte Regierungschef Silvio Berlusconi am Freitag in einer Pressekonferenz. Bislang sei die Banken-Verstaatlichung erst eine Hypothese. Sie würde dazu dienen, die Kreditversorgung von Unternehmen und Privatkunden zu garantieren. "Wir ziehen eine entsprechende Möglichkeit in Betracht." Berlusconi bestätigte, dass bislang noch kein Kreditinstitut beim Staat um Finanzmittel zur Stärkung der Kapitaldecke gebeten habe. Entsprechende Ansuchen hält er aber in Zukunft für nicht ausgeschlossen. Typisch für Berlusconi ist, dass er nach der Pressekonferenz gewissermaßen einen Rückzieher machte, in dem er bestätigte, dass die italienischen Banken "solider" wären als andere Kreditinstitute in Europa.

Die Aktien der beiden italienischen Großbanken UniCredit und Intesa San Paolo reagierten auf die Verstaatlichungs-Hiobsbotschaft mit einem neuerlichen Kurssturz um bis zu zehn Prozent. Nicht nur UniCredit, auch Intesa San Paolo ist massiv in Osteuropa engagiert. Bis dato hat keine italienische Bank von den angebotenen Unterstützungsmaßnahmen der Regierung Gebrauch gemacht: Die Maßnahmen sehen vor, dass börsenotierte Banken ihr Eigenkapital stärken können, indem sie vom Staat zur Verfügung gestellte Wandelobligationen zeichnen. Die frischen Mittel müssen zumindest teilweise für zusätzliche Kreditvergaben an kleine und mittelständische Unternehmen verwendet werden.

Derzeit liegt die Kapitalquote Tier1 bei durchschnittlich sechs Prozent. Der Staat ist bereit, rund 20 Mrd. Euro als Bankenhilfe auszugeben. Finanzbeobachter in Mailand befürchten, dass die Mittel vom Staat nicht ausreichen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.2.2009)