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Immer mehr Frauen unterziehen sich einem kosmetisch-chirurgischen Eingriff im Intimbereich.

Foto: AP / Matthias Rietschel

Stuttgart - In Deutschland unterziehen sich immer mehr Frauen kosmetisch-chirurgischen Eingriffen im Intimbereich. Dies sei Folge eines relativ neuen Schönheitsideals, das sich vor allem an den Bildern aus Softpornomagazinen orientiere, erklären die Psychologin Ada Borkenhagen und der Gynäkologe Heribert Kentenich in der Fachzeitschrift "Geburtshilfe und Frauenheilkunde". Und wie beim Gesichts-Lifting und anderen kosmetischen Operationen stehe auch bei den sogenannten Genitalkorrekturen das Ideal der Jugendlichkeit im Zentrum.

Für den Intimbereich heiße das, dass besonders die inneren Schamlippen nicht zu groß sein sollten, schreiben die beiden ExpertInnen. Möglichst sollten sie von den äußeren Schamlippen vollständig verdeckt werden. Die häufigste Form der Genitalkorrektur sei daher die Verkleinerung der Schamlippen von MedizinerInnen als Labienreduktion bezeichnet. Angeblich solle dieser Eingriff das Selbstwertgefühl, den Sex und allgemein die Lebensqualität verbessern.

Langzeitstudien fehlen

"Durch Studien sind diese Behauptungen allerdings bisher nur unzureichend gestützt", kritisieren Borkenhagen und Kentenich. Eine umfassende wissenschaftliche Bewertung der Labienkorrektur sei noch nicht möglich, da bei den wenigen Studien dazu nur eine sehr geringe Zahl an Patientinnen untersucht worden sei. Langzeitstudien zu den psychosozialen Auswirkungen des Eingriffs fehlten sogar ganz.

Dass Klärungsbedarf bestehe, werde bei einem Blick ins Internet deutlich: "Dem positiven Bild aus den Studien stehen hier Erfahrungsberichte von Betroffenen entgegen, die von vielfältigen Komplikationen berichten", erklären die ExpertInnen. Dazu zählten Wundheilungsstörungen ebenso wie Empfindungsstörungen, Narbenbildungen und sexuelle Funktionsstörungen. Diese Risiken seien operationswilligen Frauen entweder nicht bekannt oder sie nähmen sie billigend in Kauf, um dem neuen Schönheitsideal zu entsprechen.

Nicht nur ästhetische Gründe

Nicht immer seien es jedoch nur ästhetische Gründe, aus denen Frauen sich zu einer Labienreduktion entschlössen. Borkenhagen und Kentenich verweisen auf eine Studie, nach der immerhin ein Drittel der Patientinnen ausschließlich funktionelle Gründe für den Eingriff angibt: "Frauen, denen vergrößerte Schamlippen beim Beischlaf, beim Tragen von Hosen oder beim Sport Probleme bereiten, können durch eine Labienreduktion offenbar durchaus eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen." Bei solchen Problemen könne der Eingriff gerechtfertigt sein. (APA/AP)