Moskau - Der zu acht Jahren Gefängnis verurteilte Ex-Ölmilliardär und Regierungskritiker Michail Chodorkowski (45) muss sich ab Anfang März in einem zweiten Strafverfahren in Moskau verantworten. Die erste Anhörung im Prozess wegen milliardenschwerer Unterschlagung sei für den 3. März angesetzt, teilte eine Justizsprecherin am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau mit. Die Anhörung erfolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch Chodorkowskis ebenfalls inhaftierter Ex-Geschäftspartner Platon Lebedew (52) soll aus dem Gefängnis in dem ostsibirischen Ort Tschita für den Prozess nach Moskau gebracht werden.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft geht es im zweiten Strafverfahren um die Unterschlagung von Vermögen im Wert von 900 Milliarden Rubel. Das sind nach aktuellem Kurs 19,8 Milliarden Euro. Zudem stünden beide im Verdacht, Geldwäsche im Ausmaß von 500 Milliarden Rubel betrieben zu haben. Es sollen die Einnahmen aus der Ölproduktion von mehreren Jahren unterschlagen worden sein.

Acht Jahre Lagerhaft

Lebedew und der einst reichste russische Oligarch Chodorkowski waren 2003 verhaftet und 2005 zu je acht Jahren Lagerhaft wegen Steuerhinterziehung und Betrugs verurteilt worden. Im August des Vorjahres lehnte die Justiz einen Antrag Chodorkowskis, dem der mittlerweile vom Staat zerschlagene Ölkonzern Yukos gehörte, auf vorzeitige Haftentlassung ab.

Vor zwei Jahren hatte Chodorkowski die neue Anklage gegen ihn als "schändliche Farce" bezeichnet, die mit Rechtsstaatlichkeit nichts gemein habe. Der Westen betrachtet den Umgang mit Chodorkowski, der sich selbst als Opfer von Machenschaften des Kremls sieht, als Maßstab für demokratische Fortschritte unter Präsident Dmitri Medwedew. (APA/dpa)