Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat eine sehr selbstbewusste, oft schroffe Art und verteilt gerne Zensuren, auch an befreundete Länder. Vor allem seit Beginn der Finanzkrise spart Steinbrück nicht mit Belehrungen. Allerdings muss er sich dann meist rasch korrigieren oder wird von den Ereignissen korrigiert. "Die Finanzmarktkrise ist vor allem ein amerikanisches Problem", sagte Steinbrück im September 2008 und kritisierte das US-Bankenpaket. Inzwischen ist es auch ein europäisches Problem, und Berlin muss eine Großbank (Hypo Real Estate) verstaatlichen. Dann äußerte er sich abfällig über das Konjunkturprogramm des britischen Premiers Gordon Brown. Inzwischen macht Deutschland das Gleiche.

Eine EU-Solidaritätsaktion für Länder in Schwierigkeiten (Griechenland, Spanien) wies er brüsk zurück, jetzt kann er sich das vorstellen. Die österreichische Idee einer Solidaritätsaktion für Osteuropa (EU und Nicht-EU) wischte Steinbrück verächtlich weg. Inzwischen kann sich EU-Währungskommissar Joaquín Almunia so etwas vorstellen. Die Krise entwertet forsche Aussagen blitzartig. Das zeigt sich beinahe täglich. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 20.2.2009)