Ganz ähnlich wie in Österreich, wahrscheinlich noch ausgeprägter, ist das Schweizer Bankgeheimnis das Instrument der Banken, mit dem jegliche Offenheit in Finanzdingen abgeblockt wird. Diese Haltung hat in der Schweiz (wie bei uns) breite öffentliche Zustimmung. Nach dem Motto: "Vater Staat nimmt uns eh schon so viel" , wird das Bankgeheimnis geschickt so dargestellt, als ob der kleine Sparer, der sowieso nur versteuertes Geld zur Bank trägt, geschützt gehörte.

In Wirklichkeit ist es ganz anders, und es ist das Verdienst dieses Buches, dass dies aufgezeigt wird. Zu erwarten ist, dass das Buch in der derzeitigen Situation die Diskussion in der Schweiz gehörig anheizen wird. Schließlich haben sowohl US-Präsident Obama als auch die EU-Kommission bekanntgegeben, Steueroasen austrocknen zu wollen.
Weder profitiert der Schweizer Steuerzahler besonders davon (bestenfalls die kleine Elite an Bankbeamten mit ihren hohen Gehältern), noch die produzierende Wirtschaft, die sich bei Exporten mit einem hohen Franken herumzuschlagen hat.
Auch sind, wie die Autoren nachweisen, Bankprodukte in der Schweiz für Schweizer teurer als anderswo: Die Banken konzentrieren sich auf das lukrativere Investment- und Private Banking. Und beim ausländischen Geld von möglicherweise dubioser Herkunft ist es egal, ob eigentlich unverschämt hohe Fees gezahlt werden; Hauptsache anonym. Die Schweiz mache sich durch ihren Status als weltweit größter Offshore-Platz zum verschwiegenen Handlanger von Repräsentanten von Schurkenstaaten, Geldwäschern, Drogenhändlern und zum Hort fehlgeleiteter Entwicklungshilfegelder. In welchem Ausmaß, weiß man nicht.

Am Fall Klaus Zumwinkel samt CD mit Steuerhinterziehungsdaten wiederum zeigt sich, dass die kreative Steuervermeidung, die da in großem Stil betrieben wird, an die Schmerzgrenze der europäischen Steuersysteme geht und dass dies die ehrlichen Steuerzahler tragen müssen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.2.2009)