Bei Bürogebäuden wie dem Uniqa-Tower ist Heizung durch Erdwärme bereits üblich.

Selbst Häuslbauer wissen, dass unter den alternativen Energieversorgungen, mit denen man sein neu gebautes oder frisch renoviertes Haus ausstatten kann, die Wärmepumpe besonders gut überlegt sein muss. Schließlich sind die Investitionskosten höher als bei einer Pelletsheizung oder aber auch einer Fotovoltaikanlage. Insbesondere die in geringer Tiefe im Erdboden verlegten Erdwärmekollektoren, auch genannt "Heizschlangen", gehen ins Geld. Dementsprechend kommen Wärmepumpen zwar immer häufiger vor, aber laut Mikrozensus 2006 der Statistik Austria haben sich erst lediglich ein Prozent, knapp 35.500 Hauptwohnsitze, für eine Wärmepumpe oder eine Solarthermie entschieden.

Noch größer die Unsicherheiten, wenn es um die sogenannte "Tiefe Geothermie" geht, bei der Erdwärmesonden in mehrere hundert Meter Tiefe verpflanzt werden. Die theoretischen Möglichkeiten dabei sind enorm. Ganze Wohnhäuser, ja Stadtteile könnten so mit Warmwasser/Wärme versorgt werden; bei entsprechender Tiefe kann Wasser so heiß sein, dass damit sogar Turbinen für die Stromerzeugung betrieben werden könnten. Die Unsicherheiten und die Kosten für solche Projekte sind jedoch enorm; nur ein Meter eines Bohrloches kostet gut und gerne 1500 Euro.

Um sich diese Summen zu sparen, verfiel die OMV auf die Idee, Bohrlöcher von früheren Erdöl- oder Erdgas-Explorationen genauer in Augenschein zu nehmen. Und zwar, ob sie für geothermische Zwecke geeignet wären. Schließlich gibt es laut Auskunft der OMV gut und gerne tausend solcher aufgelassener Löcher und jedes Jahr kommen 20 bis 30 neue hinzu - einfach deshalb, weil die Bodenschätze darunter ausgebeutet sind. Die meisten ehemaligen Explorationslöcher liegen in Niederösterreich, erklärt OMV-Sprecher Sven Pusswald. Auch die Rohöl-Aufsuchungs AG RAG teilt dem Standard auf Anfrage mit, dass man sich um derartige Projekten bemühe.

Bei der OMV werden im Rahmen des Futureenergyfund, einem Fonds, der sich mit der Entwicklung alternativer Energien befasst, vier Machbarkeitsstudien finanziert, die allesamt das Ziel haben herauszufinden, wie Wärmetauscher in solchen Bohrlöchern mit ihren hohen Temperaturen langfristig arbeiten und, ganz allgemein, welches geothermische Potenzial in den Bohrlöchern liegt. Dabei wird insbesondere das nördliche und das zentrale Wiener Becken für Wärme- und Stromproduktion aus Geothermie untersucht.

Auch eine konkrete Umsetzung gibt es bereits: In Prottes, im niederösterreichischen Marchfeld (also einer der typischen österreichischen Erdgas/öl-Gegenden), wurde eine ehemalige Förderanlage mit einem sogenannten Bohrlochwärmetauscher versehen. Dieser soll bald eine Turnhalle mit Wärme im Winter und Kälte im Sommer versorgen. Dabei wird Wasser in das Bohrloch eingeführt, erhitzt und wieder zutage gefördert.

Mit oberflächennaher Erdwärme beschäftigt sich Richard Kaller vom Institut für Geotechnik an der Technischen Universität Wien. Kaller, der derzeit an einer österreichweit angelegten Machbarkeitsstudie arbeitet, hat insbesondere Garagen, die Betonfundamente von Neubauten oder aber U-Bahn-Stationen im Auge. "Wenn man in die Betonkörper lange Kunststoffschläuche verlegt, kann man so Wasser erwärmen", erklärt Kaller das Prinzip. Mit Wärmepumpen, die wie umgekehrte Kühlschränke funktionieren, wird dem Wasser aus den Schläuchen später wieder die Wärme entzogen. "Mit dieser Technik kann man ganze Gebäude heizen oder kühlen."

Bei Bürogebäuden - etwa der Strabag-Zentrale oder dem Uniqa-Tower - sei so etwas fast schon "state of the art". Jetzt gehe es darum, auch bei Tunnelbauten wie U-Bahnen gleich von vornherein auf Wärme- bzw. Kälteerzeugung zu achten. Kaller: "Damit lassen sich die Rechnerräume für die U-Bahnen hervorragend kühlen." (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.2.2009)