BMW bemüht wieder mal die elementarste aller Grundrechenarten: Limousine plus Kombi plus SUV-Coupé summieren sich zum avantgardistischen Gran Turismo.

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"Mögen hätt' ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut." Den hinterfotzigen Vorwurf aus Karl Valentins Kalauer müssen sich die BMW-Mannen gewiss nicht ins Stammbuch schreiben lassen – eher eine umgekehrte Fassung: Mögen hätten sie vielleicht nicht wirklich wollen, aber dürfen haben sie sich jedenfalls getraut.

Häh? Spinnt DER STANDARD jetzt? Gemach; schon schreiten wir, dramaturgisch wie üblich fein temperiert, zu Erklärung: Vor wenigen Jahren noch es wäre undenkbar gewesen, dass der damalige Limo- und Kombispezialist sich abseits vom Kombi (und SUV) raumkonzeptuelle Gedanken macht. Sage ja keiner, pfui, BMW baue einen Van.

Doch die weißblauen Marktbeobachtungsheerscharen wollen bemerkt haben, dass die Tendenzen, die (speziell in Europa) die klassische Kategorie der Limousine erosiv erfasst haben, bald auch vor Premium nicht mehr halt machen. Dass sich also irgendwann sogar repräsentative automobile Gebinde à la 5er und 7er nicht mehr wie von selbst verkaufen.

Spannendes Konzept: Das rollende Luxuswellnesshotel. Technik-Aviso: 8-Gang-Automatik kommt von Anfang an, Allrad und Hybrid später.
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Also hat BMW zwar nicht richtig mögen, sich aber dürfen getraut. Und zaubert trutzig, nach dem X6, schon wieder ein neues Konzept aus dem Ärmel. Gran Turismo. GT. Keine Limo. Kein Kombi. Kein SUV. Kein Coupé. Allerdings soll er das beste besagter Welten in sich vereinen. Den Vorboten auf das im Novembers startende Serienmodell durfte der Standard in München besichtigen, im März feiert er als Concept 5 Series Gran Turismo am Genfer Autosalon offizielles Debut.

Erste Impression: Viel Auto. Die Silhouette verrät leise Nähe zum X6, das Design lautere zum 7er. Dass der 5er GT ein bisserl so was wird wie ein höhergestellter Kurz-7er mit Fließheck, bestätigt nicht nur das Faktum, dass der Wagen sich der Technikbasis des 7ers (und des kommenden 5ers) bedient, sondern auch ein Zahlenvergleich.

Chris Bangle, über viele Jahre Konzern-Chefdesigner, erläutert zum Abschied noch rasch, wie die Formen(-sprache) des 5er GT zu verstehen ist: viel Auto, viel Zukunft.
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Mit 4,998 m Länge fläzt sich der GT zwischen 7er (5,07 m) und X6/ X5 (4,88/4,85 m). Seine 3,07 m Radstand entsprechen exakt denen des 7ers (X6: 2,93 m), was den zu erwartenden Reisekomfort andeutet. In der Höhe positioniert er sich mit 1,56 m wieder zwischen 7er (1,48) und X6 (1,69), selbst 1,90-Meter-Riegel genießen hinten viel Kopffreiheit, wir ließen extra testsitzen, und in der Breite erreicht er ebenfalls exakt 7er-Gardemaß: 1,90 m. – derstandard.at/1234507505448/Reiseluxuslimokombisuvcoupegrosstourer

Man logiert also luxuriös, wie im Flugzeug erster Klasse, nur dass dieser Flieger für extremen Tief-, für Konturenflug konstruiert wurde. Man versteht auf Anhieb, was BMW meint mit "wir haben dieses Auto von innen nach außen entwickelt." Ja, das hat Renault beim Vel Satis auch schon versucht. Aber weil ein BMW fährt wie ein BMW, kann hier wenig(er) schiefgehen.

Panoramablick mit Panorama(glas)dach: Im 5er GT sollen Hinterbänkler die Welt im Cinemascopeformat erleben. Aktion "schöner wohnen".
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Der Kofferraum fasst 430 Liter, hermetisch entkoppelt vom Passagierraum, 1650 l sind's bei umgeklappten Fondsitzen. Dazu wurde eine zwiefach öffenbare Heckklappe entwickelt. Feine Idee, nur leider: abgeschossen. Skoda war schneller, mit einer ähnlichen Konstruktion im neuen Superb.

Antrieb? Anfangs je zwei Diesel und Benziner, 6- & 8-Zylinder, 245 bis 326 PS. ZF-8-Gang-Automatik. Und falls Ihnen die Sprachsteuerung im GT bei der Erkennung dumm kommen sollte, wie Karl Valentin weiland die Polizei, identifizieren Sie sich Ihnen ruhig so wie er, mit "Wrdl Wrdlbrmpfd". – "Wie bitte?" – Genau. Neuer Name, neues BMW-Konzept, zunächst nicht ganz leicht zu verstehen. BMWrdl BMWrdlbrmpfd. Der Großtourer. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/20.2.2009)