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Die vier Angeklagten kurz vor der Verkündigung des Freispruchs (v. li.): Dschabrail und Ibrahim Machmudow, Pawel Riagusow, Sergej Chadschikurbanow.

Foto: AP/Metzel

Der Prozess rund um die Ermordung der russischen Journalistin und Putin-Kritikerin Anna Politkowskaja ist nach vier Monaten mit Freisprüchen für alle Angeklagten zu Ende gegangen. Die Geschworenen waren nach zweistündiger Beratung zu dem Schluss gekommen, dass es der Anklage nicht gelang, den beiden tschetschenischen Brüdern Dschabrail und Ibrahim Machmudow und dem früheren Polizisten Sergej Chadschikurbanow eine Mittäterschaft am Mord von Politkowskaja nachzuweisen. Ein vierter Angeklagter, der wegen einer Erpressung im Zusammenhang mit der Tat angeklagt war, wurde ebenfalls freigesprochen. Der mutmaßliche Mörder der Journalistin, Rustam Machmudow, befindet sich noch immer auf der Flucht.

Damit sind auch mehr als zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin, die sich mit ihren Berichten über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien international einen Namen machte, der Todesschütze und die Hintermänner des Verbrechens auf freiem Fuß. "Damit ist die Sache nicht zu Ende gegangen. Die Hauptuntersuchung liegt noch vor uns" , sagte Dmitri Muratow, Chefredakteur der Nowaja Gaseta, bei der Politkowskaja arbeitete.

Die Familie und die Anwälte der ermordeten Journalistin und Menschenrechtsaktivistin erklärten schon vor Prozessbeginn, dass sie die Angeklagten für Bauernopfer hielten. "Wer könnte Anja für das hassen, was sie geschrieben hat? Die, die dafür verantwortlich sind, was in Tschetschenien geschehen ist" , sagte Karina Moskalenko, Anwältin der Familie der ermordeten Journalistin. Laut Sergej Sokolow, einem Arbeitskollegen von Politkowskaja, soll Dschabrail Machmudow ein FSB-Agent gewesen sein. Die russischen Behörden versuchten hingegen dem in London lebenden Oligarchen Boris Beresowski die Schuld zuzuweisen.

Der Prozess war von vielen Pannen geprägt. So wurde ein Geschworener abgesetzt, weil er gegen den Ausschluss der Öffentlichkeit protestierte. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 20.2.2009)