Wien - Die prekäre Situation der heimischen Pensionskassen ist nach Ansicht des auf betriebliche Vorsorge spezialisierten Consulters Mercer nur zum Teil auf die Finanzkrise zurückführen. Dringend notwendig seien gesetzliche Reformen, um weiteren Performance-Einbußen im schwierigen Jahr 2009 vorzubeugen, sagte Mercer-Austria-Chef Josef Papousek am Donnerstag. Zeitgleich tagte heute auch erstmals die Kassen-Reformgruppe im Finanzministerium.

Offene Schwachstellen

Die herrschende Finanz- und Wirtschaftskrise habe die Systemschwächen des österreichischen Pensionskassensystems offengelegt. Ein erster Schritt zur Lösung vor allem des Problems unrealistisch hoher Rechnungszinsen wäre laut Mercer-Expertensicht, "bei den bestehenden Verträgen einen Cut zu machen" und die Neueintritte in bestehende Verträge mit einem niedrigeren Rechnungszins auszustatten, etwa von 3 bis 3,5 Prozent.

Kurz- bis mittelfristig sei das Problem der zu hohen Rechnungszinse wegen der hohen Komplexität aber gar nicht zu lösen, warnt Mercer-Expertin Michaela Plank: "Die betroffenen Arbeitgeber und Anwartschaftsberechtigten müssen sich darauf einstellen, dass Ertragsversprechen aus Verträgen mit hohem Rechnungszins von den Pensionskassen langfristig nicht eingehalten werden können."

Segmentierung

Empfohlen wird von Mercer eine "Segmentierung" der Pensionskassen nach Veranlagungserwartungen. Die Veranlagungs- und Risikogemeinschaften (VRG) sollten in Gruppen mit gleichen Veranlagungserwartungen geteilt werden. Notwendig wäre auch, die Bandbreiten der Rechnungszinse so gering wie möglich zu halten, um für jeden Pensionskassenkunden die ideale Veranlagungsstrategie zu finden. Zur Diskussion stellen die Mercer-Fachleute auch, dass es sinnvoll sein könnte, über die Höhe des Rechnungszinses und der Pension erst zum Zeitpunkt des Pensionsantritts zu entscheiden.

Wie berichtet sind die Veranlagungsergebnisse der Pensionskassen 2008 im Durchschnitt um 12,94 Prozent eingebrochen. Deshalb gab es heuer für etwa zwei Drittel der Bezieher einer Firmenpension - rund 42.000 von 63.000 Menschen - eine Kürzung ihrer Zusatzrente. (APA)