Die Körper von 13.362 Frauen, Männern und Kindern wurden neu vermessen.

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Frankfurt/Main - Auf dem Weg zu einheitlichen Größen: Die Körper von insgesamt 13.362 Männern, Frauen und Kindern im Alter von sechs bis 87 Jahren sind in den vergangenen eineinhalb Jahren in Deutschland digital vermessen worden. Mehr als 70 verschiedene Maße wurden dabei genommen. Die Teilnehmer wurden sowohl im Stehen als auch im Sitzen mit einem 3D-Scanner abgetastet.

Aus dem Datenpool wurden neue Körpermaß- und Marktanteil-Tabellen erarbeitet, die die Industrie künftig als Grundlage für die Herstellung von Bekleidung mit einer besseren Passform verwenden kann. Die Kleidergrößen sollen damit besser den aktuellen Proportionen der Menschen auch in ihrer jeweiligen Altersgruppe entsprechen.

Männer-Maße aus den 60er-Jahren

Vor allem für Männer erwarten die Hohensteiner Institute eine deutliche Verbesserung beim Kleiderkauf von der Stange. Denn die heute noch gültigen Körpermaßtabellen für die männliche Bevölkerung beruhen auf Daten aus den 1960er Jahren, als der Durchschnittsmann noch sechs Zentimeter kleiner war als heute.

Bei den Frauen und Mädchen werden zwar etwa alle zehn Jahre Reihenmessungen durchgeführt. Die darin nachgewiesenen Veränderungen sind aber schon bisher so groß gewesen, dass weitere Anpassungen wahrscheinlich sind: Im Durchschnitt lag der Brustumfang bei rund 10.000 Frauen 1994 nämlich um 1,7 Zentimeter über dem von 1981, der Taillen- und Hüftumfang jeweils sogar um 2,2 Zentimeter. Als Ergebnis der Reihenmessung von 1994 wurde deshalb zum Beispiel für die Kleidergröße 40 der Taillen- und Hüftumfang um jeweils zwei Zentimeter vergrößert. Bei Größe 34 nahm der Hüftumfang sogar um 2,5 Zentimeter zu, bei Größe 52 wurde er dagegen geringfügig reduziert.

Der Trend zu immer ausladenderen Formen wurde 1999 bei einer Vermessung von rund 1.500 Frauen für die Miederwaren-Industrie bestätigt. Gegenüber 1994 wurde erneut eine Zunahme des durchschnittlichen Brust-, Taillen- und Hüftumfangs festgestellt.

Durchschnitt gibt es quasi nicht

Doch was heißt schon Durchschnitt, wenn nur ein Fünftel der Frauen die in den Standardkleidergrößen angenommenen Proportionen haben - egal ob in Größe 36 oder 46. Nach der Reihenmessung von 1994 liegt das unter anderem daran, dass mit fast 60 Prozent die weitaus meisten entweder zu schmale oder zu starke Hüften haben. Hinzu kommt, dass sich die Figur im Laufe eines Lebens unabhängig vom Gewicht verändert.

So schrumpft etwa die Körpergröße mit zunehmendem Lebensalter unter anderem wegen der nachlassenden Elastizität der Bandscheiben. Entsprechend sind ältere Menschen in der Regel allein schon aus diesem Grund kleiner als jüngere. Aber auch die besseren Lebensverhältnisse der Menschen haben die Körpergröße der Jüngeren anwachsen lassen.

Das Längenwachstum der jungen Bevölkerung scheint allerdings inzwischen zu stagnieren, wie Konrad Zellner vom Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Jena sagte. "Beim Gewicht ist das leider nicht der Fall", fügte er hinzu. (APA/AP)