Gut gemessen: Wälder speichern heute mehr Kohlenstoff.

Foto: S. Lewis

London - Es steht nicht gut um unser Klima. Das machten dieser Tage erst wieder zahlreiche Vorträge am Jahrestreffen des AAAS in Chicago klar, der größten interdisziplinären Wissenschaftskonferenz der Welt: Die globale Erwärmung und der Anstieg des Meeresspiegels dürften noch schneller voranschreiten als bisher prognostiziert.

Schuld daran ist der Mensch, der durch das Verfeuern von fossilen Brennstoffen 32 Milliarden Tonnen Kohlendioxid jährlich in die schützende Lufthülle bläst, wie der Klimarat der Vereinten Nationen IPCC offiziell schätzt. Das Treibhausgas gilt als Hauptverursacherin für den globalen Klimawandel.

Zum Glück bleiben von den 32 Milliarden Tonnen nur rund 15 in der Atmosphäre. Was aber passiert mit den fehlenden 17 Milliarden? Rund die Hälfte davon wird von den Meeren aufgenommen, so die Berechnungen. Was wiederum zu deren Versauerung beiträgt.

Eine der größten und umfangreichsten forstwissenschaftlichen Studien bietet nun eine Teillösung für das Rätsel: "4,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid werden von den tropischen Regenwäldern weltweit aufgenommen", sagt Simon Lewis, Erstautor der Untersuchung, die in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" (Bd. 457, S. 1003) erscheint.

Das Gute daran: Die Kohlenstoff-Aufnahme hat sich in den vergangenen Jahren sogar noch vergrößert, wie das internationale Forscherteam bei Untersuchungen in Afrika herausgefunden hat.

Von 1968 bis 2007 haben 33 Forstexperten - darunter auch der Österreicher Hannsjörg Wöll - in 79 Gebieten Afrikas den Baumbestand vermessen. Dabei zeigte sich, dass die Bäume in diesen vierzig Jahren - auch unter Einbeziehung der Baumleichen - im Durchschnitt immer größer und dicker geworden sind.

Diese Daten wurden mit weiteren Daten aus weiteren Regenwäldern rund um den Globus zusammengeführt. Die Gesamtanalyse von insgesamt 250.000 Bäumen führte zum Schluss, dass heute ein Hektar tropischer Regenwald im Vergleich um 500 Kilogramm Kohlenstoff mehr speichert als 1968.

Der Preis des CO2-Speicherns

Warum das so ist, darüber tappen die Experten allerdings im Dunklen. Womöglich könnte es am Mehr an Kohlendioxid in der Luft liegen, das gleichsam als gasförmiger Dünger den Stoffwechsel und die Atmung der Pflanzen beschleunigen könnte (vgl. PNAS vom 9. 2.).

Was uns das CO2-Speichern wert sein sollte, hat Lee White, Ko-Autor der Studie, errechnet: "Ausgehend von einer realistischen Schätzung, was eine Tonne Kohlenstoff kostet, wäre die Entfernung von 4,8 Milliarden Tonnen C02 aus der Atmosphäre durch die Regenwälder umgerechnet knapp 15 Milliarden Euro jährlich wert." Nachsatz: Das ist ein zwingendes Argument für den Schutz tropischer Wälder. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 19. 2. 2009)