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Der Sessel am Arbeitsplatz bleibt nach einer Krebserkrankung häufig leer - eine große zusätzliche Last für die Betroffenen

Foto: AP/Cooper-Hewitt Museum/Michael Cullen

Amsterdam/Bonn/Wien - Menschen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, sind besonders häufig mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Das besagt eine niederländisch-finnische Studie, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde. "Aufgrund besserer Behandlungsmöglichkeiten steigt die Zahl derer, die Krebs überleben. Fast die Hälfte dieser Menschen ist jünger als 65 Jahre", sagt Studienleiterin Angela de Boer vom Klinikum der Universiteit van Amsterdam. Dem Wunsch vieler Krebspatienten, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, stehen häufig zeitaufwändige Nachbehandlungen und vor allem körperliche oder geistige Behinderungen im Wege. Um die ökonomischen Probleme für Krebsüberlebende zu lindern und ihre Lebensqualität zu steigern, fordern die Forscher mehr Unterstützung und flexiblere Lösungen für Therapie und Arbeit.

Jeder Dritte arbeitslos

De Boer analysierte 36 internationale Studien, die Arbeitslosigkeit nach Krebs behandeln und dabei Angaben zu 20.366 Krebsüberlebenden und 157.603 Kontrollpersonen liefern. Jeder dritte ehemalige Krebspatient ist demnach arbeitslos, bei den Kontrollpersonen war es hingegen nur jeder siebte. Die Gefahr der Arbeitslosigkeit variierte jedoch nach Art der Erkrankung. Am deutlichsten war sie ausgeprägt nach überstandenem Krebs des Magen-Darm-Traktes sowie nach Krebs in Brust, Eierstöcken oder Gebärmutterhals. Bei Leukämien und Lymphdrüsenkrebs sowie Prostata- und Hodenkrebs war eine ähnliche Gefahr hingegen nicht nachweisbar. Wie sich Krebs und dessen Therapie auf das Arbeitsleben auswirkt, muss erst erforscht werden, bemerken die Forscher.

Beratung für Wiedereinstieg in Österreich

Wenn die Krebserkrankung eine Pause im Berufsleben erforderlich macht, kann man sich in Österreich an die Österreichische Krebshilfe wenden: Es gibt 40 Beratungsstellen, die sich im Rahmen des Projekt „Krebs und Beruf" mit genau diesem Thema beschäftigen. „Ich raten den Menschen sich beraten zu lassen, damit sie den Einstieg besser meistern und über ihre rechtlichen Möglichkeiten Bescheid wissen", appelliert Geschäftsführerin Doris Kiefhaber. Die seien glücklich den Krebs überstanden zu haben, allerdings rücken nach dem Überlebenskampf wieder die alltäglichen Probleme in den Vordergrund.

"Es gibt zwei große Probleme bei der Rückkehr in den Job", weiß Kiefhaber. „Kehrt jemand in dieselbe Position, zum selben Arbeitgeber zurück, ist die eigene Erwartungshaltung und die der Kollegen und Vorgesetzten an die Leistungsfähigkeit häufig zu hoch." Nach einer langen Krebstherapie sei man einfach nicht sofort 100-prozentig einsetzbar. Die Krebshilfe setzt sich daher auch für gesetzliche Richtlinien ein, die einen stufenweisen Rückkehrprozess erleichtern. Das zweite Problem: „Leider verlieren die Menschen ihren Job sehr häufig, was sehr traurig ist." Aber auch in einem solchen Fall solle man sich Hilfe holen und sich beraten lassen.

Möglicher Einflussfaktor: Alter

Dass eine erfolgreiche Rückkehr ins Arbeitsleben auch von der Erkrankungsform abhängt, könnte mit dem jeweiligen Alter zusammenhängen, in dem verschiedene Krebsarten typischerweise auftreten. "Krebs im Magen-Darm-Trakt tritt zumeist bei älteren Menschen auf, die bereits in Rente oder kurz davor stehen. Hodenkrebs betrifft eher jüngere Männer, für die es ganz andere Möglichkeiten der Rückkehr in die Arbeit gibt", erklärt Eva Kalbheim, Ärztin und Sprecherin der Krebshilfe in Deutschland. Viele Patienten würden die Arbeit auch während der Chemotherapie weiterführen. "Es kommt immer auf den Schweregrad der Erkrankung, das Stadium der Behandlung, auf die psychische Belastung und die Art der beruflichen Tätigkeit an", betont Kalbheim. (red, derStandard.at/pte)