Amsterdam/Wien - Die Gewinne des niederländischen Brauerei-Riesen Heineken sind 2008 stark eingebrochen, obwohl Biertrinker in zahlreichen Ländern dem Konzern einen deutlichen Zuwachs beim Umsatz bescherten. Der Überschuss (Nettogewinn) des drittgrößten Brauers der Welt, zu dem in Österreich die Brau-Union gehört und der sein Ostgeschäft von Wien aus steuert, sank in der Heineken N.V. um 74 Prozent auf 209 Mio. Euro. Ebenfalls um fast drei Viertel geringer war der Gewinn je Aktie (43 Cent). Die Dividende wird um 8 Cent auf 62 Cent gesenkt.

Den Vorsteuergewinn (EBIT) wies der Konzern für 2008 mit 1,08 Milliarden Euro aus - ein Rückgang um 24 Prozent.

Als Gründe wurden unter anderem höhere Rohstoffkosten und der Verfall des britischen Pfundes genannt. Auch eine Insolvenzwelle unter britischen Pubs bekamen die Heineken-Bierverkäufer schmerzhaft zu spüren. In Russland, wo Heineken in den vergangenen Jahren besonders stark expansiv war, war man zu mehr Goodwill-Abschreibungen gezwungen. Die Analystenerwartungen wurden mit den Zahlen für 2008 verfehlt.

Nun will der Bierhersteller die Kosten und den Kapitaleinsatz drücken. Ein neues Sparpaket ist in Arbeit.

Abwärtstrend

Heineken stellt sich damit auf einen anhaltenden Abwärtstrend ein. "Durch die Abschwächung der Wirtschaft dürfte es länger als geplant dauern, unsere perspektivischen Ziele zu erreichen", sagte Heineken-Konzernchef Jean-Francoise van Boxmeer am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz im Amsterdam.

Der Umsatz des Brau-Konzerns stieg im abgelaufenen Jahr gegenüber 2007 um 27 Prozent auf 14,3 Mrd. Euro. Gruppenweit stieg der Bierabsatz um 16 Prozent auf 161,5 Mio. hl - größtenteils getrieben von Übernahmen. Organisch legte der Absatz weltweit um 3,6 Prozent zu.

Analysten verwiesen auch auf den Einbruch des Biermarktes in Großbritannien, der mit einer Pleitewelle bei den Pubs einher ging. Die Niederländer hatte im Jänner 2008 gemeinsam mit der dänischen Brauerei Carlsberg den britischen Brauerei-Konzern Scottish & Newcastle für 7,6 Mrd. britische Pfund oder 800 Pence je Aktie übernommen.

Gerade gegen Ende des Jahres 2008 hat in einigen Länder der Bierdurst nachgelassen. Starken Gegenwind spürte Heineken in den USA, wo ebenso wie in vielen Ländern Westeuropas die Nachfrage sank. Insgesamt verkaufte Heineken mit seinen verschiedenen Marken 161,5 Millionen Hektoliter Bier, was einer Steigerung von 16 Prozent entsprach. Mehr Bier als je zuvor konnte der Brauerei-Konzern 2008 in so genannten aufkommenden Märkten in Afrika und Asien sowie Osteuropa absetzen.

Trost schöpfte Heineken auch aus der Erfahrung, dass "der Bierverbrauch insgesamt auch in Perioden des wirtschaftlichen Abschwungs relativ beständig ist". Allerdings beobachtete der Brau-Konzern dabei auch ein Umsteigen der Verbraucher von Marken-Bieren zu billigeren Sorten.

Der Konzern kündigte in Erwartung eines schwierigen laufenden Jahres ein neues konzernweites Sparprogramm an. So soll unter anderem der Investitionsaufwand um 400 Mio. Euro zurückgefahren werden.

Zudem müssten sich gerade die jüngst übernommenen Unternehmen besser als zuletzt entwickeln. Entlastung dürfte von nicht mehr so stark steigenden Rohstoffpreisen kommen. (APA/dpa/dpa-AFX/Reuters)