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Palmen, Sandstrand, kristallklares Wasser: Guadeloupe hat alle Eigenschaften, um in die Nähe eines Paradieses zu rücken. Für Touristen jedenfalls.

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Anders sieht es hingegen für die Franzosen und Französinnen aus, die dort dauerhaft leben. Für sie hat Guadeloupe wenig Paradiesisches. Seit mehr als vier Wochen protestieren die BewohnerInnen mit einem Generalstreik gegen die teuren Lebenshaltungskosten und soziale Ungerechtigkeit.

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Geschäfte, Schulen und Tankstellen sind seit Wochen geschlossen, der Verkehr am Flughafen Point-a-Pitre wurde eingestellt.

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In dem vergangenen Tagen kam es im Zuge der Proteste zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Protestierenden. Demonstranten errichteten Barrikaden, steckten sie in Brand und bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen. Nach Behördenangaben wurden 50 Personen festgenommen.

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Die Polizei setzte Tränengas ein. Mehrere Streikende seien verletzt worden, darunter Gewerkschaftsführer Alex Lollia, teilte die linksgerichtete Partei NPA mit.

In der Nacht auf Mittwoch seien ferner mindestens sechs Polizisten durch Schüsse verletzte worden, berichtete der französische Sender France Info. Mehrere Geschäfte wurden geplündert und in Brand gesetzt. Demonstranten errichteten weitere Straßensperren.

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Am Mittwoch forderten die Unruhen ferner ein erstes Todesopfer. Ein Mann wurde in Pointe-a-Pitre an einer Straßensperre von bewaffneten Jugendbanden erschossen, wie der Krisenstab der Präfektur mitteilte. Bei dem Erschossenen handelte es sich nach Behördenangaben um einen Gewerkschafter. Dieser sei nach einer Kundgebung in seinem Auto tödlich getroffen worden, als zahlreiche Jugendliche auf Polizisten feuerten.

 

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In der Nacht auf Donnerstag war die Lage weiter angespannt. Laut französischer Tageszeitung Libération kam es zu neuen Ausschreitungen.

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Auslöser der sozialen Unruhen sind die hohen Lebenshaltungskosten. Frankreichs Überseeterritorien werden vom Festland subventioniert. Die eigene Wirtschaft ist kaum entwickelt, der Tourismus ist Haupteinnahmequelle. Zahlreiche Produkte werden importiert.

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Die Proteste richten sich auch zunehmend gegen die ungleiche Verteilung der Reichtümer zwischen der weißen Oberschicht und der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung.

 

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"Es gibt auf den Antillen brutale soziale Ungleichheiten, die historisch noch direkt in der Sklaverei gründen", sagt Christiane Taubira-Delannon aus Französisch-Guayana. Sie spricht von "sozialer Apartheid". Taubira-Delannon ist eine der wenigen Nicht-Weißen im französischen Parlament. 

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Unter den Arbeitgebern sind auch viele Nachkommen früherer Sklavenhändler oder Einwanderer aus dem Festland-Frankreich. Hintergrund der Proteste ist auch das nach wie vor kolonial geprägte Wirtschaftssystem. Es ist nach wie vor fest in den Händen der wenigen Franzosen, die aus der "Metropole", aus Europa, kommen. Sie beitzten die meisten Immobilien und die Mehrheit der vor allem zum Anbau von Bananen und Zuckerrohr landwirtschaftlich genutzten Flächen.

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Die Arbeitslosenquote liegt bei den Einheimischen im Durchschnitt bei 20 Prozent - weit über dem französischen Landesdurchschnitt. Die Preise für Lebensmittel oder Benzin sind teils wesentlich höher als in Frankreich, wofür die Gewerkschaften die Geschäftsleute und Unternehmen verantwortlich machen.

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Die Bevölkerung fühle sich im Stich gelassen, sagte außerdem der Bürgermeister von Pointe-a-Pitre, Jacques Bangou. Er habe die ganze Nacht mit den Menschen auf der Straße verbracht und "zugeschaut, wie die Stadt in Schutt und Asche gelegt wird". In mindestens neun Fällen sei die Polizei nicht eingeschritten, als Jugendbanden Autos oder Geschäfte in Brand gesetzt hätten. Die Bevölkerung in dem französischen Verwaltungsgebiet fühle sich ohnmächtig, als ob sie "keinem Rechtsstaat" mehr angehöre und nicht mehr sicher sei. Währenddessen tue die Regierung in Paris so, als ob sie alle Zeit der Welt habe, kritisierte der Bürgermeister.

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Frankreichs Präsidenten Sarkozy hat indessen angekündigt, am Donnerstag die Abgeordneten aus den ehemaligen Kolonien im Élysée empfangen. Außerdem soll sich eine gesonderte Ministerrunde mit der Krise befassen.

 

 

Grafik: Standard

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Sorge dürfte der Regierung in Paris auch bereiten, dass sich die Protestbewegung auf weitere Überseegebiete ausweitet - wie auf die benachbarte Inselgruppe Martinique.

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Dort hat sich die "LKP" (kreolische Abkürzung für "Liyannaj Kont Pwofitasyon", übersetzt "Kollektiv gegen Ausbeutung") gegründet. Angeführt von lokalen Gewerkschaftsführern organisieren sie Proteste gegen Billiglöhne und die soziale Misere. 

REUTERS/Alain Matau

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Die Regierung in Paris droht mittlerweile mit Gewalt. Der Staat werde "rigoros dafür sorgen, dass der Rechtsstaat respektiert wird", warnte Überseeminister Yves Jégo. Nach Informationen der Tageszeitung "Libération" hat die Regierung in der Zwischenzeit auch zusätzliche Polizeieinheiten nach Guadeloupe verlegen lassen. (APA/Reuters/red) 


Links

Liyannaj Kont Pwofitasyon

Libération: Guadeloupe: un homme tué par balle

Le Monde: Un délégué syndical tué par balle à proximité d'un barrage en Guadeloupe

REUTERS/Alain Matau