Bis zu drei große konventionelle Wärmekraftwerke könnten nach Ansicht von Geologen durch Erdwärme ersetzt werden und zudem Strom erzeugen. Das genaue Potenzial der oberflächennahen Geothermie für Österreichs Energieversorgung soll nun die "GeoPot"-Studie ausloten, ein Projekt der TU Wien, das in Zusammenarbeit mit der TU Graz, der Uni Wien, Arsenal Research und der Geologischen Bundesanstalt, unterstützt von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) durchgeführt wird.

Ohne bereits konkrete Zahlen angeben zu können, glaubt Studienleiter Richard Kaller von der TU Wien, dass das "theoretisch vorhandene Potenzial der Geothermie zur Gebäudebewirtschaftung um ein Vielfaches höher ist als das anderer erneuerbarer Energieträger".

"Dabei ist die Erdwärme der oberflächennahen Schichten eigentlich Sonnenenergie", sagt Kaller . Ab Tiefen von zwölf bis 15 Metern herrscht im Erdreich eine übers Jahr gleichmäßige Temperatur von um die zehn Grad. Über Schläuche - etwa in den Betonfundamenten von Neubauten verlegt - und Wärmepumpen kann diese Energie sowohl zur Heizung als auch zur Kühlung eingesetzt werden. Auch wenn die Wärmepumpen meist elektrisch betrieben werden, brauchen sie laut den TU-Forschern im Vergleich zu einer herkömmlichen Gasheizung nur ein Viertel der Energie oder weniger.

Je tiefer man ins Erdreich geht, desto wärmer wird es. Im Inneren von Bergen und im Bereich von Tunnelanlagen herrschen Temperaturen, die noch viel höher sein können als die in den oberen Bodenschichten. Dort gibt es aber das Problem, dass der Weg zum Verbraucher oft weit ist, was die Nutzung unwirtschaftlich macht.

Zwar nicht so tief im Fels, dafür aber nahe an Energieverbrauchern befindet sich der Lainzer Bahntunnel, der gerade im Westen Wiens gebaut wird. "Dort haben wir sogenannte Energiepfähle eingebaut, die schon heute eine nahegelegene Schule mit Heizwärme versorgen", erklärt Kaller.

Das Team der TU Wien hat auch mitten in der Bundeshauptstadt schon ein Projekt verwirklicht. Beim Ausbau der U-Bahn-Linie U2, der im Frühjahr 2008 abgeschlossen wurde, hatten die Forscher Wände und Böden von vier unterirdischen Stationsbauten mit Kunststoffschläuchen ausgestattet, die für Temperaturaustausch mit dem umgebenden Erdreich sorgen. "Die Technik wird zum Heizen, aber auch zum Kühlen von Betriebsräumen verwendet", schildert Kaller.

In der Station Taborstraße haben die Wiener Linien zudem Temperatur- und Dehnungssensoren eingebaut, die dort ermittelten Daten werden der TU Wien für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Auch im Lainzer Bahntunnel gibt es solche Messfühler. Die Daten verwendet das TU-Team dazu, Modelle für Computersimulationen zu entwickeln, mit denen zukünftige Vorhaben schon im Voraus virtuell getestet werden können. (APA, kri/STANDARD,Printausgabe, 18.2.2009)