Wien/Astana - Drei Jahre ist es her, dass Altunbek Sarsenbajew gefunden wurde. Seine Leiche und die seines Fahrers und eines weiteren Mitarbeiters lagen am Rand einer Ausfallstraße am Stadtrand von Almaty, der kasachischen Wirtschaftsmetropole und früheren Hauptstadt des Landes. Der 43-jährige Oppositionsführer war regelrecht exekutiert worden - seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Der Auftragsmord vom 13. Februar 2006 ließ das zentralasiatische Land nicht mehr zu Ruhe kommen. Der Machtkampf zwischen Staatschef Nursultan Nasarbajew und seinem früheren Schwiegersohn Rakhat Aliew, der nun Österreich beschäftigt, nahm hier seinen Ausgang.

"Alle wussten über den Mord Bescheid, alle versuchten, einen Handel mit Nasarbajew zu schließen und mehr aus ihm herauszuholen", erinnert sich ein kasachischer Dissident, der nun im Exil in Westeuropa lebt, im Gespräch mit dem Standard. In den politischen Machtzirkeln Kasachstans, in den Wirtschaftsunternehmen und Geheimdienstkreisen zeigten sich die Führungsfiguren solidarisch mit dem Präsidenten oder aber rückten zu Rakhat Aliew, dem einflussreichen stellvertretenden Geheimdienstchef und Ehemann von Nasarbajews ältester Tochter Dariga. "Es hat den Konflikt zwischen Nasarbajew und Aliew verschärft", sagt der Exilpolitiker.

Nur eine Woche nach dem Mord an Sarsenbajew, am 20. Februar 2006, nahm die Polizei fünf Männer fest, die die Entführung und Ermordung des Oppositionspolitikers und dessen zweier Begleiter gestanden haben sollen. Der Chef des nationalen Sicherheitsrats musste gehen, weil die Männer einer Miliz angehörten, die ihm unterstand. Als eigentlicher Auftraggeber des Mordes wurde aber der Verwaltungschef des kasachischen Senats, der frühere Vizepremier Erzhan Utembajew benannt. Ein Gericht verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft. Der Grund für den Mord, so betonte auch der kasachische Staatschef später in einer öffentlichen Erklärung sein nicht politisch gewesen; Utembajew habe aus persönlichem Groll gehandelt.

Geklärt ist der Fall Sarsenbajew für politische Beobachter aber bis heute nicht. Manche lasten den Mord dem Staatschef an, nicht wenige aber auch Rakhat Aliew, der selbst Ambitionen auf das Amt des Präsidenten hatte.

Sarsenbajew galt als vielversprechender politischer Konkurrent zu dem seit Sowjetzeiten herrschenden Nasarbajew. Er war einst Bürgermeister von Almaty, Informationsminister unter Nasarbajew und Botschafter in Moskau, bevor er 2003 mit dem kasachischen Staatschef brach und die oppositionelle Partei des "Wahren und hellen Weges" (Naghz Aq Zhol) führte. (mab, DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2009)