F.E.A.R. 2: Project Origin ist bereits erschienen und für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 erhältlich.

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Was wäre das gute und das trashige, das japanische und das amerikanische Horrorkino ohne langhaarige kleine Mädchen? Das hatte sich vermutlich auch die US Spielesoftwareschmiede Monolith Productions gedacht, als sie den 2005 erschienenen Egoshooter F.E.A.R. entwickelte.

Telepathische Kräfte

Die Kombination aus Poltergeist-Schauplätzen, satter Action, Matrix-Zeitlupeneffekten und einer versponnen Geschichte um ein kleines hässliches Mädchen mit Zottelhaaren, dessen telepathische Kräfte ein wenig aus der Bahn geraten sind, stellt auch vier Jahre danach noch die Härchen im Nacken auf.

Der irrsinnige Forscher Harlan Wade missbraucht im Rahmen des Projekt Origins die Fähigkeiten seiner Tochter Alma, um übermenschliche Soldaten zu züchten. Ein finaler Schlag soll ihn und seine Mannen stoppen. F.E.A.R. 2: Project Origin entwirrt das Chaos, enthüllt die Geheimnisse unter der blutgetränkten Oberfläche und beendet das feuchtfröhliche Abschlachten.

Dejà-vu

Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Wieder schlüpft man in die Haut eines Mitglieds einer ominösen Spezialeinheit, um erneut Hochhauskorridore nach Bösewichten abzugraben. Abermals stellt sich einem dabei eine kleine Armee von cleveren Soldaten entgegen, die schneller als das menschliche Auge von einer Deckung zur anderen huschen.

Ein Dejà-vu, das erst durch die neuen Ausmaße der Schreckensdarstellung verhallt - ohne Zweifel eine Wanderung an der Grenze des Erträglichen. Doch was im ersten Teil noch in scheinbar willkürlich angesetzten Seitenhieben das Herz fast zum Stillstand brachte, erinnert in Form von hunderte Meter langen, schummrigen Gängen voll Blut und zerfetzten Leichen hinter jeder Tür, heute schon fast an einen nervlichen Dauerbelastungstest.

Monotone Geisterbahn

Wippende Spots in dunklen Kellern, aufflackernde Lichtgestalten, unsichtbar getarnte Ninjas und immer wieder Visionen von der Fille-Fatale Alma sorgen für permanenten Stress, während man sich des üppigen Waffenarsenals bedient, um flinke Replica-Soldaten aus dem Weg zu räumen. Eine Geisterbahnfahrt, die vom Dach eines luxuriösen Wolkenkratzers über staubbedeckte, verwüstete Außenareale bis tief unter die Erde in schlummernde Geheimlabors führt.

Jede Szene als einzelnes Schaustück des Horrorkabinetts brennt sich in die Retina, dennoch bleibt der Puls schon nach einigen Stunden nicht mehr auf 180. Zu viel, zu extrem, zu hart - zu schnell sehnt man sich nach einer stilistischen Atempause, in der Hoffnung dieses Spektakel des Grauens genießen zu dürfen. Und gerade wenn es einmal ruhiger wird, um die Charaktere sprechen zu lassen und der Erzählung folgen zu können, setzt das Drehbuch aus. So schockierend die Bilder sind, so beiläufig klebt die Geschichte sie aneinander.

Scharf geschossen

Als geradliniger Horrorshooter konzipiert, macht sich nach der Abstumpfung des Schreckorgans das über weite Strecken recht eintönige Leveldesign bemerkbar. Die meiste Zeit ist man einzig und allein auf der Suche nach dem Ausgang. Davon können selbst die überaus gelungenen Episoden in einem Kampfroboter nicht ablenken.

Die fordernden Feuergefechte mit der gewieften K.I., die Schränke und Tische als Schutzschilde missbraucht und Taschenlampenlicht und Schritten in der Ferne nachgeht, halten das auf dünnen Pfeilern gebaute Spukschloss stabil. Sie versöhnen für das insgesamt zwar sehr solide, aber dennoch etwas monotone Inferno.

Multiplayer

Der Mehrspieler-Modus bietet das Standardprogramm für bis 16 Spieler. Die Karten wirken ausbalanciert, darüberhinaus gibt es aber kaum Aspekte, die den Titel in dieser Hinsicht vom Gros der Shooter-Kost unterscheiden.

Fazit

So ist F.E.A.R. 2: Project Origin ein gewaltig inszenierter Horrortrip nach bester Hollywoodmanier, der sich spielerisch keine Blöße gibt. Den innovativen Charme des Originals sucht man allerdings vergeblich. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 18.2.2009)