Wien - Die Polizeigewerkschaft hat offenbar aus dem "Fall Brennan" ganz eigene Schlüsse gezogen. Für die Personalvertreter sind "manche Vorwürfe zwar nicht entschuldbar, aber erklärbar", teilten sie am Dienstag in einer Aussendung mit. Denn: In Wien seien im Vorjahr 303 Polizisten im Dienst verletzt worden - "die Szene wird immer härter ... die Polizistinnen und Polizisten müssen auch an ihre eigene Sicherheit denken", stellen die Gewerkschafter fest.

Was der US-Lehrer Michael Brennan, der am vergangenen Mittwoch in der U-Bahn-Station Spittelau attackiert und verletzt worden ist - nach seiner Darstellung ohne Vorwarnung und ohne dass sich die Beamten identifiziert hätten -, damit zu tun hat? Er wurde von den Polizisten mit einem aus "der Szene" verwechselt, wie die Behörde selbst eingesteht.

Diese ist ihrerseits in einer Aussendung ebenso zu einer seltsamen Erkenntnis gekommen. "Durch Einhaltung der Mitwirkungspflichten seitens der Betroffenen" könnten solche Verwechslungen rasch aufgeklärt werden, wird festgestellt.

Für Brennans Anwalt Alexander Hofmann empörend: "Wie hätte mein Mandant auf die Verwechslung hinweisen sollen, nachdem man sich auf ihn gestürzt und auf ihn eingeprügelt hat?" Erst nach drei Minuten habe einer der Beamten "Polizei, Polizei" gerufen, auf die Aufforderung der Lebensgefährtin des Lehrers, die Dienstmarken vorzuweisen, hätten die Polizisten zunächst nicht reagiert. Unklar bleibt auch, ob es eine Entschuldigung der Polizei gegeben hat oder nicht. Nein, sagte Hofmann zur Austria Presseagentur.

Ansehen des Amtes intakt

Disziplinarrechtlich bleibt der Vorfall für die beteiligten Drogenfahnder jedenfalls vorerst ohne Konsequenzen. Sie wurden nicht suspendiert, da "das Ansehen des Amtes oder die Interessen des Dienstes" nicht verletzt worden sind, sagt die Sprecherin. Im Fall Haidinger war dieses Argument übrigens einer der Gründe für die vorläufige Suspendierung. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2009)