Wien - Heimische Analysten machen neben der jüngsten Moody's-Studie zu den Abschreibungsrisiken der Osteuropa-Banken auch das makroökonomische Umfeld für die Verluste verantwortlich. Erste Group brachen am Dienstag gegen 15.10 Uhr um 10,88 Prozent auf 7,62 Euro ein und Raiffeisen International um 9,91 Prozent auf 13,54 Euro.

"Es ist einer von den Tagen, von denen es schon einige gab und wohl noch einige geben wird", kommentierte CA Cheuvreux-Chefanalyst Alfred Reisenberger das heutige Kursgemetzel. Die Verluste seien Osteuropa-getrieben. Es sei jedoch nicht erst seit der Veröffentlichung der Moody's-Studie bekannt, wonach heimische Banken dem Abschreibungsrisiko im Osten am stärksten ausgesetzt sind, dass die österreichischen Banken in Osteuropa stark investiert sind, so Reisenberger.

UniCredit-Analyst Paul Wessely zufolge haben die neuerlichen Abschläge im Bankensektor schon am vorigen Freitag begonnen, als US-Finanzminister Timothy Geithner seinen Bankenrettungsplan vorstellte. Dieser sei "sehr vage" ausgefallen. Die Moody's-Studie habe die Aussichten zusätzlich verschlechtert - "wir sind ja Ostbanken", sagte Wessely über den heimischen Bankensektor.

"Viele internationale Investoren haben wegen der makroökonomischen Trends und der Moody's-Studie das Handtuch geworden." Anlageempfehlung und Kursziel für Erste Group und Raiffeisen International nennt der UniCredit-Experte nicht, diese werden aktuell überarbeitet.

Schluss mit Märchen

"Die Mär, dass die Short-Seller die Kurse ruiniert hätten, ist zerstört", sagte CA Cheuvreux-Reisenberger. Allein seit Anfang 2009 hätte die Erste Group-Aktie um mehr als die Hälfte an Wert verloren, zu einem Zeitpunkt, als Leerverkäufe (Short-selling) bereits verboten waren. "Die Banken stehen einfach schlecht da", brachte er die Situation auf den Punkt. Dass der gesamte Wiener Aktienmarkt auf Talfahrt befindlich sei, habe mit einer Art Dominoeffekt zu tun. "Wenn der Markt beginnt zu rutschen, dann fallen auch andere Aktien, wie etwa die voestalpine, für deren Kursverlust es sonst keine Begründung gibt", erklärte Reisenberger.

Wann der Abwärtstrend wieder aufhöre, wisse er, Reisenberger, nicht. Es sei jedoch negativ, dass sich die Banken zieren, Geld vom österreichischen Staat zu nehmen. Die Banken würden Gefahr laufen, dass sie am Markt "überbleiben". "Die Marktkapitalisierung fällt dramatisch. Die Erste ist international gerade noch ein MidCap und kratzt schon am SmallCap. Das Wellness-Paket des Staates anzunehmen würde helfen", sagte der CA Cheuvreux-Experte. Dies sei zwar ebenfalls keine nachhaltige Lösung. Vielleicht werde aber schon an einer massiveren Beteiligung des Staates gebastelt "als wir glauben". Es sei nichts mehr auszuschließen. (APA)