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Götz Spielmann.

Foto: APA/Hochmuth

"Ich fühle mich nicht vereinnahmt", meint Götz Spielmann zur "Wir wären gerne wieder Oscar"-Hysterie in Österreich. Der Regisseur wurde für seinen Film "Revanche" für den Auslands-Oscar nominiert. Die Prämierung geht am 22. Februar in Los Angeles über die Bühne. Im E-Mail-Karriere-Telegramm von derStandard.at gibt Spielmann Einblicke in seine Auffassung von Beruf und Karriere.

derStandard.at: Wie sieht der "typische" Arbeitstag von Götz Spielmann aus?

Spielmann: Den gibt es nicht. Das Finden von Geschichten, das konkrete Schreiben, das Vorbereiten eines Filmes, Dreharbeiten, Verwertung sind ganz unterschiedliche Arbeiten. Diese Arbeitsphasen verlangen ganz unterschiedliche Konzentration und Organisation.

derStandard.at: Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?

Spielmann: Kann ich nicht sagen, da bei mir Arbeit und Leben selten getrennt sind. Ein Luxus, übrigens. Wenn ich einen Film drehe, was ja nicht so häufig vorkommt: 95-100 Stunden in der Woche.

derStandard.at: Wie entspannen Sie sich vom beruflichen Stress?

Spielmann: Liebe, Natur, Meditation, Kunst, Gedanken.

derStandard.at: Wer oder was nervt Sie in Ihrem Job am meisten?

Spielmann: Die (notwendigen) Zeiten von Zweifel, Ideenlosigkeit und ergebnisloser Arbeit sind am anstrengendsten. Zwischen den Filmen.

derStandard.at: Wie definieren Sie bei Ihren Filmen Erfolg (Zuseherzahlen, Kritiken, persönliche Zufriedenheit)?

Spielmann: Diese oder jene Reaktion von einzelnen Zuschauern. Wenn ich spüre, dass meine Arbeit eine tiefe Resonanz gefunden hat.

derStandard.at: Was war Ihr bis jetzt größter "Karriereflop"?

Spielmann: Im Begriff "Karriere" hab ich eigentlich nie gedacht. Aber Niederlagen und schwierige Zeiten gab es so manche.

derStandard.at: Haben sie berufliche Vorbilder? Von welchen Regisseuren lassen Sie sich inspirieren?

Spielmann: Vorbilder nein, weil ich meinen eigenen Weg zu gehen versuche. Aber mich bestärken und beeinflussen dabei alle, denen das auf ihre Weise gelungen ist. Für mich die wichtigsten: Fellini, Bergmann, Antonioni, Cassavetes, Tarkowskij, Ozu.

derStandard.at: Mit welchen Schauspielern würden Sie gerne arbeiten?

Spielmann: Wenn Sie damit Stars und berühmte Namen ansprechen: ob ich mir in der Arbeit mit einem Schauspieler Schönes erwarte, weiß ich erst nach einer persönlichen Begegnung.

derStandard.at: Welchen Traumberuf hatten Sie in der "Sandkiste"? Was wollten Sie als Kind werden?

Spielmann: Kann ich mich nicht erinnern. Seitdem ich vierzehn bin, wusste ich, dass ich künstlerisch arbeiten werde. Literatur und Theater waren dafür ursprünglich prägend.

derStandard.at: Freuen Sie sich, dass der Oscar-Rummel dann wieder vorbei ist oder ist das das reinste Vergnügen?

Spielmann: Es ist ein anstrengendes Vergnügen. Ich freue mich auf den Freiraum nachher, in dem wieder Arbeit an Geschichten möglich ist. Das fehlt mir seit einiger Zeit: Konzentration.

derStandard.at: Kann man sich als Regisseur gegen Vereinnahmungen zur Wehr setzen? Letztendlich ist die Nominierung für den Oscar ja eine Anerkennung für Ihr persönliches Schaffen und nicht für Österreich und die heimische Filmindustrie, oder?

Spielmann: Es ist vor allem eine Auszeichnung für den Film, den ich ja nicht alleine gemacht habe. Auch, die ihn ermöglicht und finanziert haben, haben einen Anteil daran. Ich fühle mich nicht vereinnahmt, muss mich deshalb auch nicht zur Wehr setzen.

derStandard.at: Wenn Ihnen ein Wunsch von Seiten der Politik erfüllt werden würde, welcher wäre das?

Spielmann: Den kann mir die Politik nicht erfüllen: dass sie ihre Aufgabe ernster nimmt und gleichzeitig die Bedeutung von Politik stärker relativiert.

derStandard.at: Gibt es Medien, denen Sie nie Interviews geben würden?

Spielmann: Eigentlich nein. Die Frage ist eher: worüber?, warum? Anfragen, die an der "Prominenz" interessiert sind - und nicht an der Sache - gehe ich so gut es geht aus dem Weg. (om, derStandard.at, 17.2.2009)