Der Kaffee wird wie Sirup verwendet. Und er ist sehr stark.

Foto: Knut

Kurz vor der Grenze zu Vietnam und Kambodscha wird der Mekong unüberschaubar breit.

Die Reise als Ansichtssache gibt's hier.

 

Foto: Knut

In Vientiane, der Hauptstadt von Laos, angekommen genießen wir für einige Tage das bunte Treiben, denn gerade ist das alljährliche „Boat-Festival" am Laufen, erledigen Administratives (Visa für die Weiterreise etc.) und machen Ausflüge in die nähere Umgebung. Für das Festival scheint ganz Laos nach Vientiane gekommen zu sein, anders können wir uns die Menschenmassen nicht erklären. Im Zuge von mehrtägigen Wettfahrten treten Teams aus Laos, Burma, Thailand etc. (bei strömendem Regen) gegeneinander an, während sich die Menschenmassen an den Ufern des Mekong einen wahren Jahrmarkttreiben voller Essens- und Vergnügungsständen hingeben.

Bauboom in Vientiane

Vientiane selbst ist eine Stadt im Umbruch. Mittels Geldern aus der Entwicklungszusammenarbeit werden alle großen Straßen verbreitert, geteert und in Schuss gebracht. Und auch sonst ist ein, für laotische Verhältnisse, starker Bauboom zu spüren.

Vientiane liegt am Mekong, der hier die Grenze zu Thailand zieht, und diese Nähe ist wohl auch für das etwas emsigere Treiben in der Stadt verantwortlich. Wichtig hierfür ist zweifellos die so genannte "Friendship-Bridge", die seit einigen Jahren die beiden Länder verbindet und so den Handel weiter angeregt hat.

Dem Besucher bietet Vientiane eine Vielzahl unglaublich schöner Tempel und Klöster, die große Stupe Pha That Luang, Spaziergänge am Ufer des Mekong, einen Triumphbogen (für den der eigentlich von den USA für den Bau einer Landepiste des Flughafens gespendete Beton benutzt wurde), sowie einige lohnende Ausflugsziele in der näheren Umgebung (siehe Ansichtssache).

Wandernde Häuser

Nach einigen Tage verlassen wir Vientiane Richtung Süden entlang des Mekong. Nach einiger Zeit staunen wir nicht schlecht, als auf der Straße vor uns auf einmal ein Haus steht. Erst denke ich, der Fahrer hat sich verirrt, doch der steigt seelenruhig aus, als wäre es normal, dass mitten auf der Strasse - wohlgemerkt der einzigen relevanten Nord-Süd Verbindung in Laos - einfach ein Haus "wächst". Bei näherer Betrachtung wird dann aber klar, dass es sich hier schlichtweg um eine "Übersiedlung" im wohl wahrsten Sinne des Wortes handelt. Anstatt Hab und Gut mühsam in Kisten zu packen und von A nach B zu karren, ist man in Laos konsequenter, bittet ein paar Freunde um Hilfe und versetzt einfach das ganze Haus samt Einrichtung an den neuen Wohnort (siehe Ansichtssache).

Sirup in der Kaffeehauptstadt

Stationen auf unserem Weg nach Süden sind unter anderem Savannakhet und Pakse. Von letzterem Ort machen wir einen längeren Ausflug auf das Bolaven Plateau (auf 1.300 Metern Seehöhe).

Von dort kommt ein weiteres Exportgut, für das Laos in Expertenkreisen Weltruhm genießt: Kaffee. Die relativ hochgelegenen Ebenen des Bolavenplateaus in Südostlaos sind klimatisch für den Anbau von Kaffee ideal. Hier ist es fast das ganze Jahr überdurchschnittlich kühl und feucht, auch wir bekamen mehrere heftige Platzregen zu spüren. Die hier um die Kaffeehauptstadt Paksong angebauten Bohnen gehören zu den besten und vor allem teuersten der Welt. Mehr als 90% der hier angebauten Bohnen werden exportiert, der Großteil davon nach Frankreich, wo man den weichen, leicht schokoladigen Geschmack des Lao Arabica besonders schätzt. Lokal wird der Kaffee hier mit Kondensmilch, Zucker und Eiswürfeln serviert. Jede Familie stellt früh am Morgen Kaffee auf, der während des restlichen Tages wie Sirup verwendet und mit Wasser aufgegossen wird. Nebenbei bemerkt: der Kaffee Lao ist äußerst stark!

Ursprünglich begannen die Franzosen während der Kolonialzeit hier Kaffee anzubauen. Sie verließen aber angesichts der heftigen Bombardements der USA in den 1970ern die Region. Das Bolavenplateau wurde wegen seiner Nähe zum Ho Chi Minh Pfad während des US-Engagements in Indochina heftig bombardiert und auch heute noch sind die Spuren der Bomben sichtbar. Heute ist der Kaffeeanbau fest in der Hand der hier ansässigen Minderheit der Laven (daher der Name).

Vielleicht 4.000 Inseln im Delta

Nach dem Hochplateau begeben wir uns wieder in wärmere Gefilde, und zwar am untersten Zipfel von Laos in einem Gebiet, dass die "4.000 Inseln" genannt wird. Dort, kurz vor der Grenze zu Vietnam und Kambodscha, ist der Mekong so breit, dass sich eine Art Delta gebildet hat, in dem sich viele (vielleicht nicht ganz 4.000) Inseln aus den Fluten gehoben haben. Von dort begann dann auch unsere Odyssee in Richtung Cambodia.

Angeblich gibt es zwischen Laos und Kambodscha keinen offiziellen Grenzübergang der für Bürger von Drittstaaten geöffnet ist, aber schlussendlich haben wir es doch geschafft. Per Boot ging es zu Beginn zu einem kleinen Markt am Festland, wo wir in einen Kleinbus verfrachtet wurden wie Thunfisch in eine Dose - also ohne de facto Atemluft und Bewegungsfreiraum. Nach einiger Zeit erreichten wir auf holprigen Dschungelstraßen einen laotischen Grenzposten am Ende einer Straße. Mehr oder weniger motiviert wurden wir aus dem Land gestempelt, nicht ohne vorher noch mit ein bisschen "service charge" berappt worden zu sein.

Durch den Tunnel über die Grenze

Anschließend wurde es wirklich dubios. Ein Herr bat uns, in seinem Privatauto Platz zu nehmen, wendete den Wagen und fuhr zurück in den Dschungel Richtung Laos. Merkwürdig... Unsere Verwunderung stieg, als wir die Uniformjacke eines kambodianischen Grenzbeamten im Wagen entdeckten. Was folgte war eine holprige Fahrt auf einer Piste durch den Dschungel. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn km/h manövrierte unser Freund seinen Wagen durch Schlammseen und Schlaglöcher mitten im endlosen Dschungel. Auf unserer Höhe war es quasi dunkel, so dicht war das Dschungeldach über uns. So oder so ähnlich muss wohl die Fahrt am Ho Chi Minh Pfad gewesen sein, der hier ganz in der Nähe auf seinem Weg nach Südvietnam Laos und Kambodscha passierte.

Nach einiger Zeit sehe ich Licht am Ende des grünen Tunnels und kurz darauf endet der Urwald und wir stehen vor einem Schranken neben zwei Hütten. Und siehe da, in einer dieser Hütten sitzen zwei kambodianische Grenzbeamte, die uns gegen eine kleine "service charge" ins Land lassen - willkommen in Kambodscha. Mittlerweile hat unser Freund auch seine Uniformjacke angezogen und weiter ging die Fahrt nach Strung Treng, wo wir erst in ein Boot und dann in einen Bus umsteigen, um am Abend endlich Kratie, unseren ersten Ort in Kambodscha zu erreichen... (Knut)