In der Fußball-Nachwuchsakademie zu Hollabrunn gehen die Lichter aus. Seit Oktober 2000 fütterte Frank Stronach seine Mustangs mit kolportierten zwei Millionen Euro Kindergeld pro Jahr. Die anstehende Frühjahrs-Saison wird zum Abschiedsspiel eines vermeintlichen Vorzeigeprojekts. Warum Österreichs modernste Legebatterie für Fußball-Talente keine Zukunft mehr hat, wurde nie tiefgehender hinterfragt.

Der Rückzieher Frank Stronachs um eine BNZ-Lizenz für die Saison 2009/10 anzusuchen, hat vermutlich vielschichtigere Gründe als das einschnürende BNZ-Korsett des ÖFB, wonach in einem Bundesland mangels geringer Talent-Dichte nicht mehr als zwei Nachwuchszentren zu stehen haben und ein kleines schnitzelförmiges Land wie Österreich nicht mehr als zwölf Ausbildungsstätten brauche.

In der BNZ/AKA-Kommission entscheiden Vertreter der Bundesliga und des ÖFB über die Vergabe der einzelnen Lizenzen. Das dafür ausgearbeitete Organisationsstatut regelt die Details: Vom Kunstrasenplatz bis zur Unterbringung der Nachwuchsspieler bleiben keine Fragen offen. Über nicht angeführte Angelegenheiten entscheidet die Kommission.

Warum Stronachs Statthalter Peter Svetits und Ernst Neumann auf einen Gang vor diese Kommission voreilig verzichteten, bleibt ein Geheimnis. Hat der kanadische Selfmade-Millionär seit seinem Erscheinen auf der österreichischen Fußball-Bühne Ende der 90er Jahre dermaßen an Kredit verloren, dass Gespräche mit ÖFB und Bundesliga über eine "Sonderregelung" betreffend seiner Akademie, erst gar nicht geführt werden brauchen? War es nicht der einstige Bundesliga-Präsident Stronach, welcher das "Sonderbare" vom "Tiger-Team" bis zum "Weltmeistertraum 2010" hier zu Lande salonfähig machte.

Lust- und Qualitätsverlust

Die Scheidung der Frank Stronach Akademie (FSA) von der Wiener Austria blieb nicht ohne Folgen für die Magna Mustangs. Akademie-Leiter Ralf Muhr kehrte wie zahlreiche Talente der FSA den Rücken. Mit der Wiener BNZ-Lizenz der Austria verabschiedete sich auch ein Teil der spielerischen Qualität aus Hollabrunn. Zurück in Niederösterreich blieb eine Leere an Perspektiven und Ideen, die von den verantwortlichen Magna-Managern nicht gefüllt werden konnte.

Die Tatsache, dass es für seine Akademie Lizenz-Probleme geben könnte, und sattelfeste Alternativen nicht in reichweite schienen, nahm Stronach die Lust an seinem Steckenpferd.

Der Kanadier fühlte sich nicht das erste Mal missverstanden, nimmt er doch Geld in die Hand um Österreichs Fußball-Zukunft mehr Pferdestärken zu verleihen und stößt damit auf eisernes ÖFB-Regulativ. In Zeiten einer stahlharten Finanzkrise ein Lusttöter. (Simon Hirt, derStandard.at, 17.02.2009)