Vor dem Gesetz sind Frauen in Österreich gleichberechtigt. Eine schöne Selbstverständlichkeit. Die Realität schaut aber anders aus. Frauen verdienen noch immer weniger als Männer, die Lücke vergrößert sich sogar. Sie sind noch immer Exotinnen in Führungspositionen. Sie leisten noch immer den Großteil der unbezahlten Familienarbeit. Kostet viel Zeit, bringt kein Geld, und ist praktisch - für Männer. Die sind somit freigespielt für Beruf, Karriere - oder Politik. In diesem Bereich sind Frauen schon viel weniger gleichberechtigt. Dass der Anteil der Frauen im Parlament seit 2002 um sechs Prozentpunkte gesunken ist, ist ein Alarmzeichen für einen drohenden Backlash, der verhindert werden muss.

Gerade in Zeiten, in denen viel von Demokratiefähigkeit die Rede ist, sollte nicht extra betont werden müssen, dass eine vollständige, reife Demokratie volle Teilhabe beider Geschlechter sicherstellen muss. Solange das nicht realisiert ist, handelt es sich im Kern um eine defekte Demokratie. Demokratie ist mehr als das Recht, wählen zu gehen.

Was Österreich endlich braucht, ist eine aktive Gleichstellungspolitik nach skandinavischem Vorbild. Es muss klare, verbindliche Vorgaben und Verfahren geben, um das explizite Ziel der gleichen Repräsentation von Frauen und Männern zu erreichen. Die Zahl der Frauen auf Wahllisten - und damit auch in den demokratischen Repräsentativgremien - darf nicht vom Goodwill der Parteimänner abhängen. Politische Teilhabe von Frauen ist keine Gnade, sie ist ein Recht, also sollte sie auch im Recht verankert werden - als Quote. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print, 17.2.2009)