Ein paar Tage noch, dann ist es wieder einmal für paar Monate ausgestanden. Heute geht die Tragödie des heimischen Humors, der Villacher Fasching, über die Schirme der zerbröselnden Anstalt ORF, Donnerstag folgt das Satyrspiel in der Staatsoper. Sosehr sich auch unser aller Betonfink - der Mörtel scheint im Laufe der Jahre als Bindemittel der Naserümpfer einiges an Stärke eingebüßt zu haben - bemühte, die Werbetrommel für sein Geschäft zu rühren, wurde er doch von den aufeinander eindreschenden Tanzlehrern in den Schatten gestellt. Kummer gegen Schäfer-Elmayer - das ist Brutalität! Nicht einmal, wenn er es geschafft hätte, die desperate Hausfrau Nicolette S. auf einem Lipizzaner eine Kapriole absolvieren zu lassen, hätte er gegen die Kapriolen der beiden Benimm-Gurus eine Chance gehabt.

Vier Tage vor Start liegen die Nerven blank, formulierte "Österreich" geschliffen wie immer. Thomas Elmayer attackiert seinen Nachfolger. Verständlich, denn für ihn geht es praktisch um alles. Begeistert der neue Tanz-Choreograf des Opernballs die rund 12.000 Ballbesucher mit seiner Inszenierung, ist gewiss: Thomas Elmayer fällt um sein heiß geliebtes "Alles Walzer" für lange Zeit um. Jubelt Thomas Schäfer-Elmayer in seiner Loge - natürlich nur heimlich, denn als Benimm-Papst zeigt man keine Schadenfreude - ist bei der Eröffnungspolka ein "Stolperer" passiert. Und er kann auf ein rasches Comeback hoffen.

Sicherheitshalber zeigt er seine Schadenfreude antizipierend. Von meinen Tanzschülern, die im Jungherren- und Jungdamenkomitee sind, habe ich wenig Ermutigendes von den Proben gehört. Dass es bei den Proben chaotisch zugehen soll. Nicht jeder Schritt von der Choreografie wird den Paaren erklärt. Aber Herr Kummer hat ja erklärt, dass er keinen Unterschied zwischen einem Maturaball und dem Opernball macht. Das halte ich für sehr riskant.

Stets um Objektivität bemüht, holte "Österreich" eine Gegenmeinung ein. Es wäre aber nicht der Opernball, wenn nicht auch Kummer eine Spitze parat hätte. "Österreich braucht jedenfalls einen neuen Benimm-Guru", sagt er. Vielleicht unterschätzt der Opernballfrischling aber seine Aufgabe: Bis ich mich an die erste Eröffnung des Opernballs im Jahr 2002 herangewagt habe, wirkte ich 14 Jahre als Assistent von Robert Hysek mit, um mich umfassend vorzubereiten, blickt Elmayer heute zurück.

Das hat ihn nicht davor bewahrt, das Opfer einer Verschwörung zu werden. Die offizielle Kündigung kam von Ioan Holender. Die Idee, mehr die Bundesländer einzubinden, hatte sicherlich Desirée Treichl-Stürgkh. Wieder einmal hat der Föderalismus über in 14 Jahren antrainiertes Geheimwissen gesiegt. An eine steirische Verschwörung glaubt auch Richard Lugner in seinem bisher härtesten Interview, nur mit umgekehrter Einschätzung der Intriganten. Die Ball-Chefin Desirée-Treichl-Stürgkh hat wenig zu melden. Sie sagt nur das, was ihr der Herr Staatsoperndirektor Ioan Holender erlaubt. Der Herr Holender ist der Bauchredner und die Frau Treichl-Stürgkh die Puppe, die nur ihren Mund auf und zu macht. Aber Hauptsache: Die besten Freunderln von der Frau Treichl-Stürgkh aus der Steiermark bekommen die Plätz im ersten Rang und ich, der seit Jahren einen internationalen Gast zum Opernball mitbringt, werde in den zweiten Rang zurückversetzt.

Die Steirer haben es nun einmal nicht so mit dem Internationalismus. Was Lugner die alljährliche Drohung entlockte: Ich werde das nicht mehr mitmachen oder ich stelle mich wieder als Präsidentschaftskandidat auf, vielleicht bekomme ich dann eine bessere Loge.

Dieser Fluch rief Michael Jeannée in der "Krone" auf den Plan, der sich proskynetisch vor die Ball-Präsidentin hinwarf, dass sie Schlimmstes verhüte. Er schrieb zwischen den gesammelten Anreden Liebste Desirée Treichl-Stürgkh, kompetente Opernball-Chefin, geschätzte Gräfin, hohe Frau, verehrte Lady von Welt, holde Dame mit Esprit und von blendender Erscheinung, hinreißende Desirée, liebste Desirée, kompetente Opernball-Chefin, geschätzte Gräfin, hohe Frau, verehrte Lady von Welt, holde Dame mit Esprit und von blendender Erscheinung (womit die Kolumne fast voll war) das Folgende: Sie möge doch Lugner die von ihm gewünschte Loge geben, damit er nicht zum Jägerball wechsle. Eigentlich wollte Jeannée nur unter die Leute bringen, dass er sich statt zum Opernball zu einer nächtlichen Verabredung mit einem 140-Kilo-Keiler im Wald von Ottenstein begebe, was wieder einmal Ferdinand Raimunds These bestätigt: Es gibt nichts Dümmeres als die Jagd.(Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 17.2.2009)