Foto: Kawasaki

Ganz ehrlich. 22 PS und 20 Nm reißen uns nicht vom Hocker, entlocken uns nicht einmal ein frohlockendes "kuhler Bock". Nein. Bei 22 PS drehen wir uns um, quittieren resignierend das Datenblatt mit "Anfängermoped" und wenden uns den spannenden Geräten zu.

Anders sehen das anscheinend Neu- und Wiedereinsteiger. Die haben Kawasaki im Vorjahr die 250er-Ninjas direkt vom Frachtschiff runtergekauft. Und damit haben nicht einmal die Kawas gerechnet. Kawasaki Österreich wäre letztes Jahr eine gscheite 125er lieber gewesen. Den wachsenden 125er Markt hat stattdessen Yamaha supersportlich abgedeckt. Doch bereits im Frühjahr waren den Grünen lachende Gesichter beschert.

Lachende Gesichter verspricht Kawasaki auch heuer wieder den Freunden der Viertelliter-Klasse. Die vermeintlich kleine Schwester der KLX 450 soll die "ich denk ja schon länger über ein Radl nach, aber ein Roller ist mir zu bachen"-Klientel ins grüne Lager ziehen. Dazu ein paar Neueinsteiger, die dem Enduro-Flair schon beim Mopedkauf nicht widerstehen konnten und die sich beim Preis von 4899 Euro fragen werden, warum sie für ihr Moped fast gleich viel zahlen mussten bis es fuhr. Mit einer Sitzhöhe von 890 Millimetern wird die KLX250 sicher auch in den einen oder anderen Fahrschulfuhrpark aufgenommen werden und hoffentlich die unsäglichen Suzuki GN 250 ablösen wie Kawasaki die MotoGP-Pickerl von den Trucks.

Ich trag's gern in die weite Welt: Die 250er KLX ist weniger die kleine Schwester der 450er KLX als viel mehr die der Hardenduro KLX300R, der man einfach den Brennraum ein wenig verkleinert hat. Das heißt aber auch, dass sich da ganz leicht wieder die ursprünglichen fast 300 Kubik einbauen lassen. Noch dazu gibt es bereits fertige Kits für die 300er und vermutlich kommen bald neue Tuningmöglichkeiten für die 250er - etwa von Athena. Mit ein wenig Herz müsste man aus den 249 Kubik an die 40 PS kitzeln können.

Gut, beim Kitzeln muss der Auspuff als Erstes runterfallen und gegen einen leichten Sport-Endtopf getauscht werden. Mit dem Rauchfang haben auch die Blinker und die Lichtanlage zu verschwinden. Reifen tauschen, Spiegel, Hupe, Ständer weg, das Steinzeit-Tachokabel weg und alles, was sonst noch unnütz herumsteht, wenn man mit der Kawa nicht zulassungskonform auf der Straße schleichen, sondern schwer im Gelände wüten will. In einer Woche hat man aus der günstigen Basis eine ordentliche Hardenduro gezaubert.

Obwohl, stimmt Hardenduro? Denn: Wenn das Fahrwerk hält, was die 450er letztes Jahr versprochen hat, dann ist die Kawa auf der butterweichen Seite - was man von der Einspritzung nicht wird sagen können. Hoffentlich nimmt sich die Batterie kein Vorbild an jener der Vorjahres-Test-450er, die vor sich hinsiechte als käme sie von einem Eheberater, der die Spannungen zwischen ihr und dem Starter bereinigte.

Zwar ist die Kawa leichter zu kicken als eine Ehe, der Wieder- oder Neueinsteiger wird sich aber trotzdem grün ärgern, wenn er jedes Mal beim Anstarten herumspringen muss wie ein Dancing-Star beim Foxtrott. Selbst wenn die schwarze Version der KLX250 elegant genug wäre, dass auch der Elmayer damit in die Arbeit fahren könnt. (Guido Gluschitsch)